Wien

Ein Jahr nach Anschlag – Wien gedenkt der Terroropfer

Vor genau einem Jahr wurde in Wien ein Terroranschlag verübt. In der Stadt finden mehrere Gedenkveranstaltungen statt.

Heute Redaktion
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Am Desider-Friedmann-Platz wurde ein Kranz niedergelegt. Neben der gesamten Stadtregierung mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) waren auch Hinterbliebene der Opfer anwesend..
Am Desider-Friedmann-Platz wurde ein Kranz niedergelegt. Neben der gesamten Stadtregierung mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) waren auch Hinterbliebene der Opfer anwesend..
Sabine Hertel

Am Dienstag jährt sich der Terroranschlag von Wien zum ersten Mal. Die Nacht hat tiefe Spuren hinterlassen. Der 20-jährige Attentäter tötete in der Innenstadt vier Menschen, eh er selbst erschossen wurde. Insgesamt gab es mehr als 20 Verletzte.

Nach dem Anschlag wurde heftige Kritik am Verfassungsschutz geübt. So war der Täter bereits amtsbekannt, weil er mit weiteren österreichischen Islamisten nach Syrien hatte ausreisen wollen. Kurz vor dem Anschlag erfolgte Warnung durch die slowakische Polizei, diese blieb aber ohne Konsequenzen.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen

Am Dienstag finden zahlreiche Gedenkveranstaltungen Wien statt. Am späten Nachmittag ist eine Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und weiteren Vertretern der Bundesregierung, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Kardinal Christoph Schönborn in der Ruprechtskirche geplant. Nach dem Gedenkakt in der Kirche werden Kanzler Schallenberg und Innenminister Nehammer am Abend im Hof der Rossauer Kaserne Einsatzkräfte der Polizei ehren.

Bereits am Vormittag wurde beim Gedenkstein auf dem Desider-Friedmann-Platz ein Kranz niedergelegt. Neben der gesamten Stadtregierung mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an der Spitze waren auch Hinterbliebene der Opfer anwesend. Der Desider-Friedmann-Platz ist einer der Tatorte im Bermudadreieck, dessen Lokale an jenem lauen Herbsttag auch am Abend voll waren.

"Wir werden die Opfer nicht vergessen"

"Wir werden den 2. November nie vergessen, wir werden die Opfer nicht vergessen und an der Seite der Angehörigen stehen", sagte Bürgermeister Michael Ludwig.

Neun Minuten lang konnte der Täter seine tödlichen Schüsse abgeben, ehe er überwältigt wurde, erinnerte Ludwig. Es sei dem schnellen Handeln der Wiener Polizei zu verdanken, dass nicht noch mehr Menschen ihr Leben lassen mussten. Wien habe in jener Nacht immensen Zusammenhalt demonstriert. Menschen brachten andere Menschen ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben in Sicherheit, versteckten sie in Hotels, Kinos und Restaurants. Berufsrettung Wien und Berufsfeuerwehr Wien versorgen Verletzte, Bus- und Straßenbahnfahrer*innen der Wiener Linien fuhren trotz einer immanenten Gefahr weiter und brachten damit andere in Sicherheit.

Entschädigungskommission tagt erstmals

Am Mittwoch wird erstmals die Entschädigungskommission tagen. Trotz Polizei-Fehlern im Vorfeld des Anschlags haben Opfer und Hinterbliebene der Verstorbenen bisher nur Therapie und eine Entschädigung von 2.000 Euro erhalten. Nun gibt es einen Entschädigungsfonds bei der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Er ist mit 2,2 Millionen Euro dotiert.

Am Mittwoch werden die ersten Fälle von einer Kommission behandelt, bestätigte eine Sprecherin des Weißen Rings. Die Kommission dürfte Gutachten über die Schwere und Verletzungen und Traumatisierungen einholen. In Einzelfällen dürften Zahlungen um die 100.000 Euro möglich sein.

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    Vor genau einem Jahr hat sich in der Wiener Innenstadt ein Terroranschlag ereignet.
    Vor genau einem Jahr hat sich in der Wiener Innenstadt ein Terroranschlag ereignet.
    Sabine Hertel