Wien

Ein Kaffee für die Ukraine in Anastasiyas "Wohnzimmer"

Das Wiener Café "Das Wohnzimmer" lädt auf einen Melange und zum Plaudern ein. Der Erlös geht an freiwillige Helfer und Soldaten in der Ukraine.

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In Anastasiyas "Wohnzimmer" in Wien-Landstraße kann man beim Kaffeetrinken die Ukraine unterstützen.
In Anastasiyas "Wohnzimmer" in Wien-Landstraße kann man beim Kaffeetrinken die Ukraine unterstützen.
Denise Auer

Beim Besuch von "Heute" ist Anastasiya Khimicheva (26) sichtlich müde und erschöpft. Die Ukrainerin schläft kaum noch, trotzdem steht sie jeden Tag von 11 bis 22 Uhr in ihrem Café "Das Wohnzimmer" am Rennweg 86 in Wien-Landstraße. "Kommt vorbei, um einen Kaffee mit mir zu trinken und für die Ukraine zu spenden", lautet ihr Aufruf. Ihre gesamten Einnahmen schickt die jungen Frau zur Versorgung freiwilliger Helfer und Soldaten in ihre Heimat. "Es ist das Mindeste, was ich tun kann", sagt Anastasiya, die selbst um ihre Familie bangt.

"Flucht ist für meine Familie keine Option" 

Auf ihrem Handy zeigt uns Anastasiyas Fotos von ihrem Vater Andrii (49). Er ist im Kampfeinsatz und schickt seiner Tochter täglich Bilder, um zu zeigen, dass es ihm gut geht. Die Mutter arbeitet als Ärztin in Saporischschja nahe Donezk und auch Anastasiyas Schwester hilft aktiv vor Ort. Auf die Frage, ob eine Flucht nach Wien möglich wäre, schüttelt die 26-Jährige sofort den Kopf: "Sie sind fest entschlossen, zu bleiben. Flucht ist für meine Familie keine Option."

100 Euro Spende für einen Espresso

Gerade weil Anastasiya jeden Tag mit Meldungen über den Krieg aufwacht, freut sie sich über jeden Gast, der ihrer Einladung zum Kaffee folgt: "Ich bin für jede Unterstützung so dankbar. Es zeigt mir, dass wir nicht alleine sind. Man kann bei einer Melange auch gerne mit mir plaudern", bietet die junge Frau an.

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    <em>"Heute"</em>-Redakteurin Verena Richter hat mit Ukrainerin Anastasiyas über die Spendenaktion gesprochen.
    "Heute"-Redakteurin Verena Richter hat mit Ukrainerin Anastasiyas über die Spendenaktion gesprochen.
    Denise Auer

    Oder man macht es wie ein Gast, von dem Anastasyia im Gespräch mit "Heute" berichtet: "Für einen Espresso hat er 100 Euro auf den Tisch gelegt. Noch bevor ich etwas sagen konnte, meinte er nur 'Für die Ukraine" und ging wieder."

    Spenden wie diese schickte Anastasiya in den ersten Tagen direkt an ein Spendenkonto der ukrainischen Nationalbank. Weil das nicht mehr möglich ist, steht sie nun mit freiwilligen Helfern direkt in Kontakt. Ihnen will Anastasiya all ihre Einnahmen so lange zukommen lassen, wie sie es ermöglichen kann: "Wenn ich meine Rechnung einmal nicht gleich bezahle, dann bekomme ich halt eine Mahnung. Aber in der Ukraine kann dieses Geld Leben retten."