Österreich

"Ein Kollege schickte mir Dickpic, gehen musste ich"

Schlimme Erfahrung für Jasmin L. (30): Ein 53-Jähriger sendete ihr ein Penis-Foto. Als die Chefin nichts unternahm, kündigte die Wienerin.

Christine Ziechert
Teilen
Jasmin L. (30) hielt die Situation nicht aus und kündigte.
Jasmin L. (30) hielt die Situation nicht aus und kündigte.
Sabine Hertel/privat

Im April begann Jasmin L. (30) geringfügig bei einem Prater-Betrieb zu arbeiten: "Es hat Riesenspaß gemacht", so die Wienerin. Bis zum 12. September: "Ein Kollege schickte mir plötzlich ein Intimfoto von seinem besten Stück." Als Jasmin L. bei dem 53-Jährigen nachfragte, was das soll, schrieb er ihr: "Aha, dann war er zu klein für dich. Dann lösch‘ meine Nummer halt, wenn du kein Interesse hast an meinem Glied."

Jasmin L. – sie wurde in ihrer Kindheit und Jugend mehrfach sexuell missbraucht und leidet noch heute darunter – informierte ihre Chefin, doch diese zog keine Konsequenzen: "Ich habe damit gerechnet, dass er gekündigt wird. Aber das ist nicht passiert, also habe ich gekündigt", so die Wienerin.

Kollege musste sich entschuldigen

"Heute" fragte bei Jasmin L.'s Ex-Chefin nach: "Ich habe den Mitarbeiter vor Jasmin zur Mücke gemacht. Er hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen und musste sich vor mir und meinem Mann bei ihr entschuldigen. Er hat gesagt, er war betrunken, als er die Nachricht geschickt hat. Mit 53 Jahren hat er keine Chance am Arbeitsmarkt, ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn zu kündigen. Zudem läuft sein Arbeitsvertrag sowieso Ende November aus."

"Ich bin einfach enttäuscht, dass sie nicht reagiert und nichts gemacht hat", meint Jasmin L. Die 30-Jährige hat sich nun an die Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt gewandt. Kommende Woche wird sie gemeinsam mit ihrer Beraterin Anzeige gegen ihren Ex-Kollegen erstatten. 

Hilfe für Betroffene:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20