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Ein nackter Busen macht noch keine Erotik

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Das "Porgy und Bess" in der Riemergasse ist Wiens schönster und bester Jazzclub. Sein Chef Christoph Huber überrascht immer wieder mit spannenden Programm-Ideen. Diese Woche sind die New Yorker "Hot Box Girls" zu Gast, und das bedeutet heiße Nächte mit Burlesque, Tanz, Opernarien und Sexappeal.

Das "Porgy und Bess" in der Riemergasse ist Wiens schönster und bester Jazzclub. Sein Chef Christoph Huber überrascht immer wieder mit spannenden Programm-Ideen. Diese Woche sind die New Yorker "Hot Box Girls" zu Gast, und das bedeutet heiße Nächte mit Burlesque, Tanz, Opernarien und Sexappeal.

Das Genre hat in den letzten Jahren in den USA nicht zuletzt durch Dita van Teese ein fulminantes Revival erlebt. Legendär ist ihre aufreizende Tanzshow in einem überdimensionierten Martiniglas. Ist heute Burlesque aus New Yorks trendigen Clubs nicht mehr wegzudenken, leistet das "Porgy und Bess" in Wien noch Entwicklungsarbeit.

Aus dem Varieté der letzten Jahrhundertwende entstanden, wurde die Kunstform durch den Pin-up-Glamour der 50er- Jahre beeinflusst und hat heute dem klassischen Striptease den Rang abgelaufen. Nicht das Ausziehen, der "Strip", macht Burlesque aus, es ist das schräge humorvolle "Tease" das Reizen, die künstlerische Mischung aus Musik, Tanz, Kostüm, Bühnenbild und weiblicher Verführungskunst, die Burlesque so attraktiv macht.

Dass dabei das Abstreifen eines Handschuhs aufregender sein kann als die Präsentation eines blanken Busens, versteht sich von selbst. Die "Hot Box Girls" sind eine vor Erotik knisternde Truppe aus Performerinnen, Opernsängerinnen, Tänzerinnen, die eine Zeitreise durch die US-Popkultur antreten.

Morgen werden die schrillen Girls in einer Opern-Burlesque der "Zeit ohne Wiederkehr entfliehen", wie es in Offenbachs "Barcarole" heißt, und das Champagnerlied von Strauss anstimmend mit purpurnen Flügeln über der Bühne schweben. Die "New York Times" schwärmte, "Time out" reihte ihre Show unter New Yorks Top-Kulturevents. Ich sah sie in New York und gestern im Porgy und war begeistert. Hoch lebe die Kunst.