Die Stadt hat sich als Ziel gesetzt, dass kein Bürger weiter als 250 Meter bis zur nächsten Grünfläche gehen muss. Gelingen soll dies mit der aktuellen Grünraum-Offensive. Bis kommendes Jahr sollen 400.000 Quadratmeter neue Parkflächen geschaffen werden.
Wien wird gerne als eine der grünsten Städte Europas bezeichnet. Kein Wunder: Die Hälfte der Fläche Wiens ist Grünraum. Einziger Schönheitsfehler: Zurückzuführen ist dieser Top-Wert auf große Grünflächen an den Stadträndern. Im dichtbebauten, innerstädtischen Bereich mangelt es oft Grünraum.
„Parks dienen zur Erholung und tragen zur Kühlung der Umgebung bei“Jürgen FurchtlehnerUniversität für Bodenkultur
"Viele innerstädtische Bezirke, Bezirksteile sind mit Grünraum unterversorgt", sagte Jürgen Furchtlehner vom Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur zum ORF. Besonders wenig Grünraum gibt es in den Bezirken Margareten, Mariahilf und Rudolfsheim-Fünfhaus.
Grünflächen haben positive Effekte auf Menschen, vor allem wenn sie öffentlich zugänglich sind: "Sie dienen uns zur Erholung und tragen zur Kühlung der Umgebung bei", so der Boku-Forscher. Wichtig sei die Erreichbarkeit. Der Richtwert einer Maximal-Entfernung von 250 Metern zwischen Wohnhaus und Grünfläche soll auch älteren Menschen und Familien mit kleinen Kindern einen Parkbesuch ermöglichen.
Für viele Wiener ist der eigene Balkon oder die eigene Terrasse der nächste Erholungsort. Doch auch die Freiflächen der Wohnungen sind ungleich verteilt. Es gilt: Wenige Parks, wenige Balkone. Ein Vergleich zwischen Grünraum-Anteil und Wohnungs-Freiflächen zeigt, dass in Bezirken mit wenig Grün auch weniger Freiflächen existieren, so eine Statistik von Willhaben.
Neben der Errichtung von neuen Parks ist das Ziel, bestehende Parks zu erweitern. "Wo es möglich ist, dass man in den Straßenbereich hinausgehen kann mit der Parkanlage, schaut man, dass man entsiegelt", erklärt Gottfried Struggl von den Wiener Stadtgärten. Es werden dann Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt.
Genauso wichtig wie die Parkanlagen selbst ist der Weg dorthin. Wien hat deshalb im Stadtentwicklungsplan 2025 das Konzept für ein Freiraumnetz entwickelt. "Parkanlagen sollen in einem Grünnetz verbunden werden, und das passiert mit Straßenzügen, die begrünt werden. Dadurch entsteht über ganz Wien ein Netz mit Grünflächen", so Struggl.
In der Boku-Publikation "Nachbarschaftsparks gehen auf die Straße" werden Szenarien für die Erweiterung von Parks in dichtbebauten Stadtteilen entworfen. "Es hat sich gezeigt, dass jeder kleine Beserlpark erweitert werden kann."
"Es gibt bei allen Flächen rundherum, die im Besitz der Stadt sind, meistens Straßen, die begrünt werden können", so Experte Furchtlehner. In einer Maximalvariante könnte jeder Park um durchschnittlich 70 Prozent erweitert werden.