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Ein Streit, ein Messer, dann starb Mann bei Lugner ...

Heute Redaktion
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Sheikho A. bekennt sich schuldig, sagt aber, dass er in der Situation nicht anders handeln konnte.
Sheikho A. bekennt sich schuldig, sagt aber, dass er in der Situation nicht anders handeln konnte.
Bild: Denise Auer

Der 33-jährige Sheikho A. musste sich am Mittwoch wegen Mordes rechtfertigen. Ende März hatte er einen Kontrahenten am Gürtel mit zwei Messerstichen getötet.

Die Streitereien zwischen den Mitarbeitern und den drei irakischen Lokalgästen sollen begonnen haben, als sich das spätere 21-jährige Mordopfer in der Shisha Bar "Rotana" einen Joint angezündet haben soll. Der Schwager des Angeklagten, der auch Lokalbesitzer ist, soll ihn darauf hin gebeten haben, die Bar zu verlassen.

Der 21-Jährige hat bis zu diesem Zeitpunkt schon einiges getrunken und hätte auf die Bitte des Lokalbesitzers äußerst aggressiv reagiert. Aus dem Streit, bei dem übelste Beschimpfungen ausgetauscht wurden, entwickelte sich ein blutige Auseinandersetzung, die sich vom Lokal auf die Straße verlagerte.

Unweit von der Lugner City – zwischen dem äußeren und inneren Gürtel – wurde das zu Boden geschlagene Opfer im Zuge dieser Auseinandersetzungen mit zwei Messerstichen niedergestreckt. Vom mutmaßlichen Täter fehlte jegliche Spur – er flüchtete ins Ausland. Tage Später flog der Gesuchte bei einer routinemäßigen Personenkontrolle in Deutschland auf.

"Ich will einen anderen Dolmetscher"

Der Prozess am Landesgericht nahm einen holprigen Start. Der stämmige Syrer bestand darauf, einen anderen Dolmetscher zu bekommen. Hardy Eisenstädter, so der Angeklagte, "spricht einen Dialekt", den er "nicht versteht". "Ich möchte einen Dolmetscher, der des Syrisch-Arabischen mächtig ist", übersetzte Hardy Eisenstädter für den Beschuldigten.

Gerichtsvorsitzender Thomas Kreuter war schon in den ersten Minuten des Prozesses sichtlich gereizt, da augenscheinlich alle im Saal erkannt haben, dass zwischen Dolmetscher und Angeklagten eine flüssige Konversation auf arabisch stattgefunden hatte.

Nach einer viertelstündigen Unterbrechung, konnte es endlich weiter gehen. Sheikho A. bekannte sich schuldig, aber die Tat, die er begangen haben soll, sei aus dem Impuls heraus geschehen: "Ich war nicht mehr bei Sinnen. Zuerst haben sie uns angegriffen und als wir versuchten das Lokal zuzusperren, spuckte er (Anm: das Opfer) uns an und nannte uns Hurensöhne und Zuhälter. Als ich zugestochen habe, war es mir egal ob er stirbt."

War es ein Kampf oder rannten die Lokalgäste weg?

Der Angeklagte schildert tumultartige Szenen in jener Nacht, die sich auf dem Gürtel abgespielt haben sollen. Er, sein Schwager und die drei irakischstämmigen Gäste hätten sich angeblich einen Kampf mit Messern, Gürtelschnallen, Fäusten und Fußtritten geliefert. "Wir waren alle sehr nahe beeinander, alles geschah innerhalb Sekunden. Er (Anm: Mustafa) versetzte mir einen Schlag von der Seite und ich stach zu."

Für die zwei Freunde des Opfers spielten sich die Auseinandersetzungen am Gürtel anders ab:"Ich sah den Mann (Anm: Beschuldigter) auf Yahya (Anm. d. Red. Beteiligter) mit dem Messer zurennen", sagte Ali Khalid A. bei der Polizei aus. "Als er Yahya nicht mehr nachkommen konnte, rannte er zum Lokalbesitzer, der gerade mit einer Gürtelschnalle auf Mustafa einschlug. Mustafa war auf den Boden hingefallen und stützte sich mit den Händen auf – er war mit dem Rücken zu den beiden gedreht und hat die Attacke gar nicht kommen sehen." Sheikho A.'s Kommentar zu den Zeugenaussagen: "Das ist kein Zeuge, er ist ein Teil des Problems."

Kaltblütiger Mord oder im Eifer des Gefechts?

Nach dem ersten Stich, erklärte Sachverständiger Dr. Denk, zog der Tatverdächtige das Messer nicht zur Gänze aus der Wunde, er änderte den Eintrittswinkel und rammte dem Opfer das Messer ein zweites Mal zwischen die Rippen. Die 20-cm Klinge verursachte beim Opfer derart schwerwiegende Verletzungen im Bereich Lunge und Herz, dass ihm eine Operation nicht mehr das Leben retten konnte.

Das Urteil lautet: 17 Jahre, nicht rechtskräftig.