Im September 2021 entdeckte Patricia Patricia Pölzl (25) den verlassenen Würstelstand am Tor zwei des Wiener Zentralfriedhofs (Wien-Simmering). "Ich bin 2016 aus dem Waldviertel nach Wien gezogen und verliebte mich sofort in die Würstelstandkultur." Die studierte Tourismus-Managerin hatte schon eine Weile mit dem Gedanken gespielt, sich gastronomisch auszuprobieren. Der Stand an der Simmeringer Hauptstraße 234 war dann aber ein "spontaner Zufallstreffer".
Es kommen natürlich die Falco- und Beethoven-Touristen zu ihr an den Stand namens "Eh scho wuascht", die interessierten sich sehr für die vegane Saitan-Wurst (5,20 Euro). Für den Beststeller, die Käsekrainer mit Biogebäck und Senf/Ketchup (4,70), kommen viele Arbeiter vom Friedhofsgelände und Anrainer vorbei. Und vereinzelt auch Trauergäste. "Die genehmigen sich ein Schnapserl nach dem Begräbnis".
Auf Postern informiert die Betreiberin über die Herkunft ihres Fleisches (Fleischerei Wild in Gaweinstal in Niederösterreich) und ihre regionalen Zutaten. "Darauf reagieren alle sehr positiv".
Eineinhalb Jahre nach dem ersten Blickkontakt eröffnete die junge Gastronomin ihren 7,70 Quadratmeter "großen" Stand nun erstmal in die Sommersaison. Vor der Eröffnung ließ sie eine Fussbodenheizung einbauen, eine neue Einrichtung und schöne Wandfliesen, "die lassen sich auch leichter reinigen".
Das Standl sei nach drei Jahren Leerstand noch gut in Schuss gewesen, aber man habe ihm die Jahrzehnte seines Bestehens angesehen. "Ich finde schade, dass die Würstelstände aus dem Wiener Stadtbild verschwinden". Darum ist ihr Stand, bis auf die vegane Wurst, ganz original. "Den Charme und die Tradition will ich erhalten".
Mit dem Schanigarten zusammen hat der Stand acht Sitzplätze. Patricia Pölzl betreibt das Geschäft ganz allein, Warenannahme an Liefertagen, Einkauf, Verkauf, Service, Reparaturen, Reinigung – in Summe kommt sie pro Woche auf 55-60 Arbeitsstunden. Zwei Ruhetage gönnt sie bis Ende April – ab Mai nur noch einen (Montags).
Beim Namen hat sie eine Weile nachgedacht. "Ich wollte ja auf keinen Fall pietätlos sein". Andererseits seien die Wiener bekannt für ihren lockeren Umgang mit dem Tod. "Eh scho wuascht" habe an diesem Standort einfach sehr gut gepasst. Der Name komme bei den Gästen sehr gut an.