Bande im Visier

Eine Tonne "scharfes Kraut" in sechs Villen angebaut

Hinter luxuriösen Fassaden wurde in Graz und Wien Cannabis im großen Stil gezüchtet. Fünf Serben wurden bei der "Operation Wildgans" gefasst.

Österreich Heute
Eine Tonne "scharfes Kraut" in sechs Villen angebaut
In dieser Villa in Graz wurden rund 5.500 Cannabis-Töpfe sichergestellt. Die Angeklagten hausten in den Drogenküchen.
LPD Graz

Sie witterten das Geschäft ihres Lebens, doch die Angeklagten flogen trotz ausgefeilter Tarnung auf. Am Donnerstag müssen sich fünf Serben zwischen 31 und 47 Jahren am Landesgericht in Graz verantworten. Sie sollen fünf Cannabis-Plantagen in Nobel-Villen in Wien und Graz betrieben haben. Die Polizei hat im Rahmen der "Operation Wildgans" rund 5.500 Pflanzen-Töpfe in einem Grazer Haus sichergestellt – der größte Grasfund und in "grünen Mark" bisher.

Die Beschuldigten sollen insgesamt sechs elegante, leerstehende Häusern für ihre Zwecke umgebaut haben. "Jeder Raum wurde genutzt, um eine Zucht zu betreiben", führt Staatsanwältin Ines Eichwalder aus, wie die "Kleine Zeitung" berichtet. Die Umbauten waren umfangreich: "Wände wurden eingerissen, damit für die Bewässerungsanlagen und Belüftungsschläuche Platz war." Weil man das Wachstum der Pflanzen beschleunigen wollte, brauchten die Männer extrem viel Strom. Auch dafür hatten sie eine Lösung: "Der Stromzähler wurde überbrückt, am Stromlieferanten vorbei wurde Strom bezogen."

Angeklagte hausten in Drogen-Villen

Die bisher unbescholtenen Angeklagten sollen unterschiedliche Funktionen in dem Drogen-Netzwerk übernommen haben. So war einer etwa Erntehelfer, ein anderer Dolmetscher. "Allein pro Haus und pro Erntezyklus wurde die Grenzmenge bereits um das 121-Fache überschritten. Es gibt aber drei bis vier Erntezyklen pro Jahr und insgesamt sechs Häuser", erklärt die Staatsanwältin weiter. Die Ermittler mussten das "scharfe Kraut" säckeweise abtransportieren. Sie berechneten, dass es sich um insgesamt eine Tonne (!) Cannabis handelt.

Die Serben streiten am Donnerstag vor Gericht jedoch ab, Teil eines kriminellen Netzwerks zu sein. Dennoch zeigen sie sich großteils geständig. Der Verteidiger des Erstangeklagten, dem 170 Kilo Gras zugerechnet werden, spielt die Rolle seines Mandanten naturgemäß runter. Er sei nur Befehlsempfänger gewesen und es habe sich bei dem Fund lediglich um eine "08/15-Plantage" gehandelt. Mehr noch, der Serbe habe im benebelnden Gestank der Cannabis-Pflanzen wohnen müssen und durfte nur einmal am Tag an die frische Luft. Er habe telefonisch Anweisungen von drei Hintermännern bekommen.

"Es sind alles nur einfache Gärtner, die hier sitzen", bemühte sich der Verteidiger noch einmal, den Fall herunterzuspielen. Tatsächlich haben die Angeklagten wohl nur selten das Haus verlassen und schliefen notdürftig auf Matratzen in der Haupt-Villa im Grazer Nobel-Bezirk Mariatrost. Ein Hinweis vom Bundeskriminalamt hatte die Bande letztlich zu Fall gebracht. Bei einer Verurteilung drohen den Männern Haftstrafen. Die Unschuldsvermutung gilt.

So sah es im Grazer Drogen-Haus aus

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    Die Polizei trug die Drogen säckeweise aus der Grazer Villa.
    Die Polizei trug die Drogen säckeweise aus der Grazer Villa.
    LPD Graz
    red
    Akt.
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