Österreich

Eingeschleppte Pflanze löst üble Verätzungen aus

Der Riesen-Bärenklau breitet sich in Österreich stark aus. Derzeit wird vor ihm auf Facebook gewarnt.
Heute Redaktion
14.09.2021, 00:03

"Achtung, Achtung! Mütter, Väter und Famlien mit Kindern, aufgepasst. Es wuchert wieder der Bärenklau in diversen Gärten", heißt es in einer Facebook-Gruppe. Es sei höchste Vorsicht geboten. Auch auf anderen Facebook-Sites wird derzeit vor dem Neophyten (siehe Box) gewarnt.

Nicht ohne Grund, denn im Gegensatz zum in Europa heimischen Wiesen-Bärenklau verursacht der Riesen-Bärenklau beim Berühren schwerste Verbrennungen, erklärt Franziska Perl, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Schweizer Kantons St. Gallen. "Der Saft der Pflanze enthält phototoxische Furancumarine. In Kombination mit gleichzeitiger oder nachfolgender Sonneneinstrahlung führt das zu den starken Verbrennungen", so Perl. Dabei könne die Blasenbildung derart stark sein, dass sogar Narben zurückbleiben.

Mehrere Fälle pro Jahr

Die Pflanze kommt in Österreich an Waldrändern, in Wiesen, im Uferbereich von Gewässern und auf Ödland vor. Bereits 2016 wurden im Sommer zahlreiche Verbrennungsfälle gemeldet, 2017 schießt die Pflanze nun neu aus dem Böden. Wer mit der Pflanze in Kontakt kommt, soll die betroffene Stelle sofort mit Wasser und Seife waschen und danach die Sonne für zwei Tage meiden.

Invasive Neophyten

Neophyten sind nach der Entdeckung Amerikas 1492 aus fremdem Gebiet nach Europa eingebrachte Pflanzen. Einige von ihnen können sich auf Kosten einheimischer Arten massiv ausbreiten. Die Ursachen für das invasive Verhalten sind vielfältig, die Folgen fatal:
- Verdrängung einheimischer Pflanzen und Tiere
- Beeinträchtigung und Verarmung von Lebensräumen
- Gefährdung der Gesundheit
- Schädigung und Destabilisierung von Bauten
- Veränderung des Landschaftsbildes
- Ertragsausfälle in Land- und Forstwirtschaft

Im Kanton St. Gallen werden folgende Pflanzenarten beziehungsweise Artenkomplexe prioritär bekämpft:
- Aufrechtes Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)
- Asiatische Staudenknöteriche (Reynoutria spp. und Polygonum polystachum)
- Amerikanische Goldruten (Solidago canadensis und Solidago gigantea)
- Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
- Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
- Sommerflieder (Buddleja davidii)

Quelle: anjf.sg.ch

Von starken Rötungen über Juckreiz bis hin zu Schwellungen und Blasenbildungen sowie anderen Verbrennungsanzeichen können nicht nur Menschen, sondern auch Tiere betroffen sein. Ohne Gegenmaßnahmen breitet sich die Pflanze schnell aus. Hinzu kommt, dass eine einzelne Riesen-Bärenklau-Pflanze mehrere 10:000 Samen bildet, die im Boden etwa sieben Jahre keimfähig bleiben. Die Ausbreitung kann durch Wind, Gewässer oder Tiere erfolgen.

Bekämpfung

Einzelpflanzen oder kleine Bestände können laut Österreichischer Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) im Frühjahr (spätestens Mitte April) oder im Herbst (Oktober bis Anfang November) ausgegraben oder ausgestochen werden. Zu Beginn der Fruchtreife (Ende Juli) kann die Pflanze durch Mahd (Freischneider) oder Abschneiden des Blütenstandes zum Absterben gebracht werden.

Herbizide können gegen den Riesen-Bärenklau eingesetzt werden, und zwar am besten zu Beginn der Vegetationsperiode und im Sommer (nur auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen). Wichtig ist die Bekämpfung kleiner Initialpopulationen oder von Einzelpflanzen, um eine weitere Besiedlung ganzer Regionen zu verhindern. Beim Hantieren mit der Pflanze ist Vorsicht und Schutzkleidung geboten: Der Saft des Riesen-Bärenklaus kann sogar Plastikhandschuhe innerhalb einer Stunde durchdringen. (taw/red)

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