Österreich

Einzelfälle belegen 2-Klassen-Medizin

Heute Redaktion
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Die Landesregierung diskutiert gern und viel über die Notwendigkeit, Spitäler zu erhalten. Was aber nützt den Patienten ein Spital vor der Haustür, wenn sie es sich nicht leisten können? Denn Zwei-Klassen-Medizin ist bei uns schon lange Realität. „Heute“ hat mit Menschen gesprochen, die dies am eigenen Leib erfahren mussten.

Marion Lath (50 Jahre alt) aus Baden und Werner Schäfer (55 Jahre alt) aus Bruck an der Leitha verbindet die schmerzhafte Erfahrung, Patienten zweiter Klasse (gewesen) zu sein. Frau Lath musste mit ihrer Krankenkasse, der NÖGKK, mühsam um Astronautennahrung für ihren krebskranken Mann streiten. „Ohne diese Nahrung wäre mein Mann verhungert“, sagt Frau Lath. Der mittlerweile Verstorbene wog in der Endphase seiner Krankheit nur noch 48 Kilo – bei einer Größe von 1,89 Metern. Mit einer Privatversicherung, ist Lath überzeugt, hätte sie „da nicht herumstreiten“ müssen.

Das belegt auch der „Fall Werner Schäfer“: Der 55-jährige ehemalige Eisenbahner hatte plötzlich taube Finger. Hätte er die notwendige Magnetresonanztomographie nicht privat bezahlt, hätte er sechs Wochen auf einen Termin – und damit auf Diagnose und Behandlung – warten müssen. Dass Lath und Schäfer keine Einzelfälle sind, wissen auch die Versicherungen.

Sie spielen bei ihrer Werbung ganz offen mit der Misere der (Tod-)Kranken: „OP-Termine sofort!“, lautet ein Slogan auf Plakaten der „Donau Versicherung“. Das stößt den NÖ-Grünen sauer auf. Gesundheitssprecherin Helga Krismer kündigt an, Druck zu machen: „Wir wollen ein faires Gesundheitssystem – eine Kasse für alle und OP-Termine sofort für alle!“

Lisa Steiner