Österreich

Eklat: Künstlerhaus-Chef fliegt aus Pressekonferenz

Die Auseinandersetzung zwischen Kritikern der Künstlerhaus-Sanierung und dem derzeitigen Geschäftsführer Peter Zawral eskalierte am Mittwoch.

Heute Redaktion
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Scherben bringen Glück, heißt es. Im Fall des Künstlerhauses wohl eher nicht. Ein schwelender Konflikt um eine historische Stahl-Glaskonstruktion über dem Plastikersaal, die Anfang Juni zerstört wurde, eskalierte am Mittwochvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz, zu der ehemalige Vereins-Mitglieder und Sanierungs-Kritiker luden.

Abriss für neuen Veranstaltungssaal

Denn: Der größte Oberlicht-Saal Österreichs hätte eigentlich saniert werden sollen – hieß es zumindest 2015. An dessen Stelle sollen nun ein Veranstaltungsraum und Büros entstehen: "Als Architekt weckt das natürlich besondere Emotionen, wenn so ein Haus so zerstört wird. Am Pfingstsamstag ist das Glas über den Plastikersaal zerstört worden. Und das, obwohl ein Bescheid des Bundesdenkmalamtes von 2008 besagt, dass die Stahl-Glaskonstruktion über dem Plasikersaal und Französischem Saal unbedingt erhalten bleiben muss", erklärte Ex-Präsident Manfred Nehrer.

Ausschluss von elf Mitgliedern

Elf Mitglieder, die öffentlich Kritik an der Sanierung geübt hatten, wurden aus dem Verein verbannt: "Mit 10. Mai wurden wir ausgeschlossen, haben alle Rechte verloren, haben sogar Hausverbot. Wir sind deshalb zu dieser Veranstaltung genötigt. Ich wundere mich, dass hier bei dieser Pressekonferenz auch Mitglieder des Vorstandes anwesend sind, eigenartig. Sie sind weder eingeladen, noch willkommen", meinte Ex-Vizepräsident Walter Kölbl, mit Hinweis auf den "ungebetenen Gast", Künstlerhaus-Geschäftsführer Peter Zawrel.

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Sprechverbot für Peter Zawrel

Als die Sanierungs-Kritiker Zawrel vorwerfen, dass die Baupläne im Haus nicht aufgelegen sein sollen und niemand Bescheid wusste, kann sich dieser nicht mehr beherrschen: "Das ist eine Lüge!" Nachdem sich Zawrel nicht an ein erteiltes Sprechverbot hält, wird er schließlich aus dem Saal hinaus komplementiert.

"Das Ganze ist eskaliert, weil eine Gruppe von Mitgliedern am Podium Unwahrheiten verbreitet hat", erklärt Zawrel anschließend auf Nachfrage und erklärt: "Die Pläne sind sehr wohl zur Einsicht aufgelegen."

Kritik an Zerstörung der Stahl-Glaskonstruktion

Auch die Kritik am Abriss der Stahl-Glaskonstruktion – das gesamte Gebäude steht eigentlich seit den 80er-Jahren unter Denkmalschutz – kann Zawrel nicht nachvollziehen: "Das ist das Ergebnis einer neunmonatigen Diskussion mit dem Bundesdenkmalamt."

Auch den Einwand der Kritiker, dass die Sanierung mit weniger als 30 Millionen Euro zu stemmen wäre, lässt Zawrel nicht gelten: "Das ist Träumerei. Schon 2002 kam ein Architekt auf eine vorsichtige Schätzung von 22 Millionen."

Finanzierung durch Hans Peter Haselsteiner

Finanziert wird die Sanierung des Künstlerhauses, die bis September 2018 abgeschlossen sein soll, von Investor Hans Peter Haselsteiner. An der gemeinsam gegründeten Betreibergesellschaft hält Haselsteiners Familien-Privatstiftung 74 Prozent, der Künstlerverein die restlichen 26 Prozent. Haselsteiner – der neue Haupteigentümer der Sammlung Essl – wurde im Gegenzug zugesichert, das gesamte Erdgeschoß nutzen zu dürfen.

(cz/mado)