Politik

Eklat um Hitlergruß bei Küssel-Prozess

Heute Redaktion
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Schock im Gerichtssaal zu Beginn des dritten Verhandlungstags im Prozess gegen den Rechtsextremisten Gottfried Küssel und zwei Mitangeklagte wegen Wiederbetätigung. Ein Verteidiger hob plötzlich die Hand zum Hitler-Gruß.

Schock im Gerichtssaal zu Beginn des dritten Verhandlungstagsund zwei Mitangeklagte wegen Wiederbetätigung. Ein Verteidiger hob plötzlich die Hand zum Hitler-Gruß.

Am Donnerstag kam es beim Küssel-Prozess zu einem Eklat im Gerichtssaal: Herbert Orlich, Anwalt des Mitangeklagten Felix B., gab einen Vortrag über Adolf Hitler zum Besten. Bei der Einvernahme eines 20-jährigen Zeugen, der im April 2010 an einer Feier der Akademischen Ferialverbindung Reich teilgenommen hatte, erzählte dieser, der Mitangeklagte Felix B. habe dort eine fünfminütige, "glorifizierende" Rede auf Adolf Hitler gehalten, "die für mich gefühlsmäßig als Huldigung rübergekommen ist".

Hand zum Hitlergruß erhoben

Um zu überprüfen, was der Zeuge als "glorifizierend" betrachte, verlas der Rechtsvertreter von Felix B. minutenlang Ausführungen über Hitler. Danach wollte Orlich vom 20-Jährigen wissen, auf welche Weise die Männer bei der Feier die Arme zum Hitlergruß gehoben hätten. Der Zeuge, der deswegen nach dem Verbotsgesetz bereits rechtskräftig zu 18 Monaten bedingter Haft verurteilt worden ist, weigerte sich, den Gruß nachzumachen. "Beschreiben Sie es! Ich zeige es, ich werde bestraft", verlangte Orlich. Und plötzlich hob der Anwalt tatsächlich für einige, unheimliche Sekunden den ausgestreckten rechten Arm in die Höhe. Darauf folgte betretenes Schweigen im Gerichtssaal.

Schlagabtausch mit Vorsitzender

Orlich sorgte auch für Wirbel, als er sich einen verbalen Schlagabtausch mit dem Gericht lieferte. Er unterstellte der Vorsitzenden Martina Krainz, diese wäre nicht an der Wahrheitsfindung interessiert. Orlich wurde daraufhin formell abgemahnt. Orlich war kaum zu beruhigen und gab sinngemäß zu verstehen, man möge ihn ruhig bei der Rechtsanwaltskammer anzeigen: "Ich warte nur darauf, dass ich der Rechtsanwaltskammer belegen kann, was hier passiert."

Nach Auskunft Geisslers sind im Zuge der Ermittlungen um die "alpen-donau.info"-Homepage 14 Verdächtige ausgeforscht und bei verschiedenen Staatsanwaltschaften angezeigt werden. 18 Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt. Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen, die Identität einiger Benutzer der Website hat sich bisher nicht klären lassen.

Der Prozess ist auf den 26. Juni vertagt worden. Das Gericht leistete einem Beweisantrag der Verteidigung auf Beiziehung eines Computer-Experten Folge.