Politik

El-Nagashi: "Für Politik braucht man eine dicke Haut"

Gemeinsam mit der Wiener Abgeordneten Mireille Ngosso hat Politikerin Faika El-Nagashi ein Buch geschrieben. "Das Feedback ist sehr positiv."

Amra Duric
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Faika El-Nagashi und Mireille Ngosso stellten ihr neues Buch "Für alle, die da sind vor".
Faika El-Nagashi und Mireille Ngosso stellten ihr neues Buch "Für alle, die da sind vor".
Minitta Photography

Mit ihrem Buch "Für alle, die hier sind", berichten Mireille Ngosso (SPÖ) und Faika El-Nagashi (Grüne) über ihren Weg in die Politik, Rassismus und Sexismus. Ihre persönlichen Geschichten sollen jüngere Menschen für Politik motivieren. "Oft versteckt man sich gerne hinter der Figur des Politikers, der Politikerin. Das ist nicht gut. Es gibt ein Glaubwürdigkeitsproblem in der Politik. Ich denke, wenn es da ein bisschen mehr Transparenz gibt und man als Mensch wahrgenommen wird, dann kann sich da etwas ändern. Es ist aber sicher auch ein Vertrauensvorschuss: Ich zeige mich und hoffe, dass das auch Raum bekommt", erzählt El-Nagashi im Gespräch mit "Heute".

"Junge Menschen zu motivieren, dass diese Idee ankommt, freut mich am meisten."

Dass die Politikerin sich von ihrer ganz persönlichen Seite zeigt, bereut sie bisher nicht. "Das Feedback ist sehr positiv und sehr schön. Sehr viele Menschen haben ein anderes Geburtsland, eine andere Hautfarbe oder schon einen Namen, der nicht typisch österreichisch klingt. Sie können sich in vielen unserer Erfahrungen und Erzählungen wiederfinden. Das Schönste, was ich gehört habe, war von einer jungen Frau, die gesagt hat: Ich habe schon länger überlegt, etwas zu machen. Aber jetzt bin ich wirklich motiviert, dass ich es in der Politik versuche."

Mireille Ngosso (SPÖ) und Faika E-Nagashi (Grüne) haben sich über Parteigrenzen zusammengetan und ein Buch über den Kampf gegen Rassismus geschrieben.
Mireille Ngosso (SPÖ) und Faika E-Nagashi (Grüne) haben sich über Parteigrenzen zusammengetan und ein Buch über den Kampf gegen Rassismus geschrieben.
Minitta Kandlbauer

Rassismus kaum Thema in der Politik

In dem Buch setzen sich die beiden Politikerinnen mit Rassismus auseinander und sprechen über ihre eigenen Erfahrungen – privat, aber auch beruflich. "Es muss noch sehr viel getan werden. Über Sexismus wird in der Politik viel gesprochen, aber über Rassismus kaum. Wenn man sich die Slogans der Wahlkämpfe anschaut, zum Beispiel der FPÖ, zittern manche Bevölkerungsschichten vorher schon, weil man sich fragt, wer von uns wird in diesem Wahlkampf angegriffen werden. Wer wird auf den Plakaten zu sehen sein. Geht es um schwarze Menschen, um Muslime, Migranten oder Geflüchtete", beton El-Nagashi.

"Wenn man sich die Slogans der Wahlkämpfe anschaut, zum Beispiel der FPÖ, zittern manche Bevölkerungsschichten vorher schon, weil man sich fragt, wer von uns wird in diesem Wahlkampf angegriffen werden."

Jungen Menschen, die in die Politik wollen, warnt die Wienerin vor negativen Meldungen. "Wenn junge Menschen sagen, sie möchten etwas verändern und dafür in die Politik gehen, dürfen sie das nicht mit einem safe space verwechseln. Das ist es nicht und soll es auch nicht sein. Dass ist nicht die Aufgabe von Politik. Wir versuchen mit dem Buch zu sagen: Wisst worauf ihr euch einlasst. Ihr könnt etwas verändern, aber es ist vielleicht nicht für alle der richtige Bereich. Für Politik braucht man eine dicke Haut."

Vor dem Urlaub abklären, ob man willkommen ist

Auch heute noch ist die Nationalratsabgeordnete rassistischen Kommentaren ausgesetzt. Besonders im Netz. "Hassnachrichten kommen regelmäßig. Das ist in unserem Beruf leider schon fast eine Selbstverständlichkeit, was bedauerlich ist. Wenn wir überlegen, wo wir auf Urlaub hingehen, klären wir schon vorher ab, ob wir als Familie, zwei Mamas mit Kind, willkommen sein werden."

"Wenn wir überlegen, wo wir auf Urlaub hingehen, klären wir schon vorher ab, ob wir als Familie, zwei Mamas mit Kind, willkommen sein werden."

Heute weiß El-Nagashi, wie sie mit Diskrimierung und Hass im Netz umgehen muss. Das war nicht immer so. "Ich war damals am Anfang völlig unvorbereitet. Ich bin die ersten Male, wo das passiert ist, hineingezogen worden. Es hilft auf Social Media zwischen einem privaten Profil und einer beruflichen Seite zu unterscheiden. Viele machen politische Arbeit oder politischen Aktivismus auf ihrer privaten Seite. Das private von der Arbeit wirklich trennen, das hilft schon."

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