Österreich

Elffacher Vater als Kopf von Prostitutions-Ring

Heute Redaktion
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Ein 55-Jähriger brachte minderjährige Burschen aus der Slowakei nach Wien. Im Schweizergarten wurden sie anschließend Freiern für sexuelle Dienste angeboten.

Wie "Heute" berichtete, gelang dem Landeskriminalamt (EB2/Raub 1 – Gruppe Götzmann) vor kurzem ein Schlag gegen eine Bande aus dem homosexuellen Stricher-Milieu. 16 Verdächtige sollen ältere Männer (ihre Kunden) beraubt und erpresst haben. Nun präsentierten die Ermittler Helmut Fröschl, Gerald Regenfelder und Richard Götzmann weitere Details zu diesem Fall.

Kopf der Bande soll ein 55-jähriger Slowake sein. Der elffache Vater, der im Rollstuhl sitzt, agierte gemeinsam mit einem Helfer, "warb" in einem kleinen Ort nahe der slowakischen Stadt Lucenec Minderjährige als Sex-Arbeiter an. Gegen Entgeld brachte er die Burschen – darunter auch seinen damals etwa 15-jährigen Sohn – nach Wien. Im Schweizergarten (Landstraße) – ein beliebter Treffpunkt der homosexuellen Stricher-Szene – wurden die unter 18-Jährigen dann älteren Freiern "wie bei einer Versteigerung" angeboten.

"Kinder-Schwestern" missbrauchten Minderjährige

Die Kunden – darunter zwölf Österreicher im Alter von Mitte 40 bis fast 80 Jahren –, die im Milieu "Kinder-Schwestern" genannt werden, bezahlten zwischen 20 und 70 Euro für die sexuellen Dienste der Minderjährigen. Die jugendlichen Stricher mussten die Hälfte des Sex-Lohnes an den Kopf der Bande abgeben, teilweise wurde das Bargeld auch in der Heimat abgeliefert. Die Teenager hatten kaum Kleidung oder Nahrung, schliefen in Wien auf Parkbänken oder in Stiegenhäusern und betäubten sich mit Drogen (Cannabis, Kokain).

Die Freier, die Szene-Namen wie "Adeliger" oder "Klobürste" benutzten, lockten die Burschen aber nicht nur mit Bargeld, sondern ließen diese auch oft über einen längeren Zeitraum bei sich übernachten, duschen und kauften ihnen Kleidung. Im Gegenzug dafür gab es – teilweise ungeschützten – Geschlechtsverkehr.

Home Invasions bei den Freiern

Die jungen Stricher nutzten wiederum die Situation ihrer (teilweise verheirateten) Kunden aus: Sie erpressten sie damit, ihre Homosexualität öffentlich zu machen und sie damit wirtschaftlich und privat zu ruinieren. Zudem kam es zu Diebstählen (Halsketten, Handtaschen) und zu zwölf, teils schweren Raub-Überfällen, meist im Zuge von Home Invasions bei den Freiern.

So schlugen zwei der jungen Slowaken im Jänner 2017 einen ihrer Kunden nieder. Der Mann erlitt Hirneinblutungen und kam mit Verdacht auf Schädelbasis-Bruch ins Krankenhaus. Dort lag der Wiener, der noch heute unter den Dauerfolgen des Überfalls leidet, sechs Wochen lang im Koma.

Beamte stießen auf "Mauer des Schweigens"

Ins Rollen kamen die Ermittlungen allerdings erst im Mai 2017. Ein 78-Jähriger wurde damals in seiner Wohnung überfallen. Drei Täter schnitten eine Türkassette aus und überwältigten ihr Opfer im Schlaf – der Mann hatte zuvor seinen "Schandlohn" nicht bezahlt. Die Ermittler konnten Fingerabdrücke sichern und diese einem Slowaken aus der homosexuellen Stricher-Szene zuordnen. Damit begannen die langwierigen und schwierigen Ermittlungen der Beamten, die im Schweizergarten auf eine "Mauer des Schweigens" stießen.

Fazit der Ermittler: Den zwölf Österreichern wird sexueller Missbrauch von Unmündigen in 39 Fällen vorgeworfen. Der 16-köpfigen, slowakischen Tätergruppe können insgesamt 19 Straftaten (Raubüberfälle, Diebstahl, Erpressung, Hehlerei, Bildung einer kriminellen Vereinigung) zugeordnet werden. Dem 55-jährigen Kopf der Organisation und seinem Helfer werden 19 Straftaten (Menschenhandel, Zuhälterei, grenzüberschreitender Prostitutionshandel) angelastet. Beide befinden sich in U-Haft und sind teilgeständig. 14 Verdächtige haben zum Teil ihre Strafen verbüßt oder wurden auf freiem Fuß angezeigt. Zwei Banden-Mitglieder werden noch per Haftbefehl gesucht.

Stricher-Szene im Schweizergarten zerschlagen

Aufgrund der Festnahmen konnten die Beamten die homosexuelle Stricher-Szene im Schweizergarten weitgehend zerschlagen. "Es ist eine Art Vakuum entstanden", so ein Ermittler. Derzeit sind nach Einschätzung der Polizisten dort etwa 35 bis 40 Stricher im Alter von 15 bis 30 Jahren unterwegs. Die Männer kommen aus Afghanistan, Pakistan und Tschetschenien. Auch die Venediger Au, Wien-Mitte und andere Bahnhöfe, in deren Nähe sich Flüchtlinge aufhalten, gelten als Stricher-Treffpunkte.

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