Österreich

Eltern kämpfen um Erhalt des Waldschul-Internats

Heute Redaktion
Teilen

Im Internat der Waldschule Wr. Neustadt werden Kinder mit schweren geistigen und/oder körperlichen Behinderungen dauerhaft betreut. Im November soll es schließen. Die Eltern sind verzweifelt.

Die Liebe überstrahlt alles, dennoch ist die Betreuung von Kindern mit Behinderungen für Eltern eine Mammut-Aufgabe. Soziale Einrichtungen sollen Sorgen abfedern und Unterstützung bieten. Eine dieser Institutionen – das Internat der Waldschule Wr. Neustadt – soll, wie berichtet, im November schließen. Die Eltern der untergebrachten Kinder und Jugendlichen stehen nun mit dem Rücken zur Wand.

"Sind fassungslos"

"Seit Oktober 2017 ist der Elternverein mit der für die Waldschule zuständigen Abteilung in Kontakt, um die Bedürfnisse von Familien mit behinderten Kindern zu kommunizieren und an einem Konzept für den Standort Waldschule mitzuarbeiten", erklärt Birgit Zöchling-Päsler, Obfrau des Elternvereins, gegenüber "Heute". Bisher sei aber alles abgelehnt worden.

"Da es in ganz NÖ keine gleichwertige Einrichtung zur Betreuung von schulpflichtigen, behinderten Kindern gibt, sind wir fassungslos, dass ein etablierter, gut funktionierender Standort geschlossen werden soll", so die Mutter eines gehandicapten Sohnes.

Nur fünf Kinder, weil Land alle ablehnt?

Fünf Schüler sind derzeit im Internat vollintern untergebracht – eines der schlagenden Argumente dafür, dass der Erhalt der Einrichtung nicht wirtschaftlich sei. "Das Einzugsgebiet reichte früher noch bis Tirol, derzeit werden nur mehr vorwiegend Kinder aus den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen betreut. In den letzten Jahren wurden Kinder aus dem Burgenland oder der Obersteiermark, sogar aus dem Bezirk Baden, abgelehnt. Einer der Gründe: keine Einigung über die Entrichtung der Tagessätze. Kinder aus anderen Bezirken schafften die Aufnahme nur, wenn die Eltern hartnäckig bis zu eineinhalb Jahre mit allen Mitteln dafür kämpften", schildert die Obfrau.

Eine Sozialeinrichtung sei außerdem "per se nicht wirtschaftlich". "Diese dienen der Unterstützung von sozial schwachen Mitgliedern unserer Gesellschaft, in diesem Fall behinderten Kindern, 'den Schwächsten der Schwachen'", ärgert sich die Apothekerin.

Picture

Hoffnung in Mikl-Leitner

Die letzte Hoffnung ist nun Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP). In einem Brief an sie, schildern die Eltern ihre Sorgen. "Als Mutter wissen Sie genau, wie schwierig es ist, ein Kind außer Haus zu geben, wenn es nicht bei guten Bekannten oder in der Familie nächtigen kann. Bei behinderten Kindern potenzieren sich die Probleme. Außer einer Schlafstelle werden medizinische Kenntnisse benötigt, die Verantwortung der betreuenden Personen ist ungleich höher, viele Kinder gewöhnen sich nur sehr schwer an neue Umgebungen und selbst der Transport zu diesen Stellen ist schon ein kleines Projekt", heißt es in dem Schreiben.

Das Land NÖ bot den Eltern nämlich an, die Kinder in einem Heim der Caritas in Wr. Neustadt oder im Schwedenstift Perchtoldsdorf unterzubringen. Nach dem Unterricht in der Waldschule sollen sie nach Ende der Nachmittagsbetreuung mit einem Schülertransport in die "Ersatz-Quartiere" gebracht werden.

Einrichtung nicht geeignet

"Das Schwedenstift Perchtoldsdorf ist aber auf die Betreuung von basalen Kindern spezialisiert und nicht wie benötigt auf Autisten und nonverbale Kinder. Zudem ist es für autistische Kinder nicht zumutbar und nicht verträglich, täglich an zwei verschiedenen Orten betreut zu werden und zusätzlich mit einem Bus von A nach B gefahren zu werden", so Zöchling-Päsler. Die Eltern lehnten aus diesem Grund ab, wissen nun nicht, wohin.

Auch eine Liste an Vorschlägen, wie man einen Kompromiss finden könnte, findet sich im Schreiben an die Landeshauptfrau. Die Verkleinerung des Internatsbereiches und die Übersiedlung in ein Nebengebäude wird beispielsweise vorgeschlagen.

"Auffangnetz dünn und meist ausgereizt"

"Die geplante, überraschende Schließung des Internats hat einige Familien in tiefe Krisen und Verzweiflung gestürzt. Eine alleinerziehende Mutter, die Schichtdienst arbeitet, eine Familie, die an 'schlechten Tagen' überfordert ist, ... – Das Auffangnetz ist sehr dünn und meistens ausgereizt", schreibt der Elternverein.