Österreich

Eltern zwingen Kinder zum Test-Tricksen in der Schule

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: Eltern zwingen Kinder zum Test-Tricksen! Und: Negativ dürfen heuer nur Teststreifen sein!

Niki Glattauer
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Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in<em> "Heute"</em> Noten.
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
heute.at

450.000 getestete Schüler in Wien und NÖ – und nicht einmal 130 positiv. Alle wundern sich. Alle? Nicht die, die an der Nasenbohrer-Front stehen. Denn offenbar wird beim Testen auf Popel komm raus getrickst: von Kindern im Auftrag ihrer Eltern! Gleich mehrere Direktorinnen berichten mir, dass Schüler von ihren Lehrern dabei erwischt wurden, wie sie mit den Wattestäbchen offensichtlich absichtlich am Nasensekret vorbeigebohrt haben. Eine Kollegin aus NÖ: "Eine Zehnjährige hat uns unter Tränen gestanden, dass sie von ihrer Mutter regelrecht gebrieft wurde, wie man sein Stäbchen möglichst popelfrei bekommt." Etliche Test-Schwindler seien aber wohl entkommen.

Noch dreister in einer Wiener MS. Dort wurden drei Schüler aus befreundeten Familien mit mitgebrachten, bereits negativ ausgewerteten Tests erwischt. Sie hatten den elterlichen Auftrag, diese statt der aufgelegten abzugeben. Die Lehrerin: "Die Eltern wurden vorgeladen."

Note: Gar nicht gut

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel finden Sie hier.

Test-Tricksen: Elternbriefe in Vorbereitung

In welchem Ausmaß elterliche Trickserei für die niedrigen Positiv-Zahlen (0,05 Prozent) verantwortlich ist, wird sich ab heute zeigen, wenn in ganz Österreich die Schule startet. In Tausenden Kleinschulen ist Schwindel wie oben beschrieben nicht zu erwarten, man rechnet mit deutlich höheren Zahlen. Wie ich höre, haben inzwischen auch Bildungsdirektionen von den Tricksereien Kenntnis. Weil man Eltern aber nicht pauschal verdächtigen will, heißt es diplomatisch: Kinder würden das Nasenbohren "noch nicht optimal umsetzen". Es werde aber "besser kontrolliert" werden müssen.

Umso wichtiger, dass Minister Faßmann inzwischen grünes Licht für die Fortsetzung der PCR-"Gurgel-Studie" gegeben hat. Neustart in 14 Tagen. Zuletzt waren an zwei mir bekannten Wiener Volksschulen 5,0 Prozent der nach dem Zufallsprinzip getesteten Kinder ohne Symptome positiv. 100 (!) Mal mehr, als die Selbsttests jetzt besagen – und uns in falscher Sicherheit wiegen.

Note: Sehr gut

Negativ dürfen heuer nur Teststreifen sein!

In einem Gastbeitrag in der "Presse" kritisierte die Mutter zweier AHS-Oberstufen-Schüler, dass bei vielen Lehrern trotz Corona-Schule "Leistungsfeststellung" und "Benoten" an erster Stelle stünden. "Das Aussieben ist voll im Gange. Die vielen kleine Misserfolge und Demotivationen untergraben das Selbstvertrauen. Kinder und Jugendliche mit größtem Potenzial verstehen sich selbst plötzlich als 'schlechte Schüler'. Sie stehen mit negativen Noten da, laufen Gefahr, ein Jahr wiederholen zu müssen, oder wollen die Schule verlassen."

Der Alarmschrei dieser Frau muss gehört werden! Herr Minister, bitte machen Sie klar: Negativ dürfen heuer in aller Regel nur die Teststreifen sein, nicht die Endnoten (Ausnahmen wird es natürlich geben müssen). Lehrerinnen, die dazu nicht willens oder fähig sind, bitte zur Nachschulung – in Herzensbildung.

Note: Nachprüfung
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