Österreich

Empörung über Absage: Demo für 2. Aufzug zum Steffl

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Daniel Schaler

Wirbel rund um den abgesagten zweiten Lift am Stephansplatz: Die Wiener Linien erteilen dem Zwei-Millionen-Euro-Projekt eine Absage. Eine Welle der Empörung ist jetzt die Reaktion von Behindertenverbänden, Volksanwaltschaft und Co.

Ein einziger Lift führt von der U-Bahn-Station hinauf zum Stephansplatz. Noch im März hatte die Stadtregierung einen zweiten Lift angekündigt – im Zuge der Sanierung des Stephansplatzes. Jetzt gab es eine Absage. „Es kann nicht sein, dass Rollstuhl-Fahrer und Eltern mit Kinderwägen bis zu einer Stunde auf den vorhandenen Lift warten müssen“, ist Martin Ladstätter vom Verein „Bizeps“ empört. "Wir fordern den zweiten Aufzug schon jahrelang. Die Stadt lässt mobilitätsbehinderte Menschen einfach im Regen stehen", beschwert sich Ladstätter.

Demo für zweiten Lift

Wenn der eine Lift dann ausfällt – wie beim Fototermin mit "Heute" –, gibt es gar kein Weiterkommen für Menschen mit Behinderung. Zur Demo für den zweiten Lift wollten mehrer Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwägen eigentlich zum Stephansplatz hinauf. Sie waren dann gezwungen, im Zwischenstock stehenzubleiben. "Wir kommen nicht an die Oberfläche, wenn dieser eine Lift nicht funktioniert", sagt Martin Ladstätter. Unterstützung bekommt der Verein "Bizeps" (Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige in Wien) vom Grünen Daniel Landau: "Wenn der einzige Lift, der an die Oberfläche führt, kaputt ist, zeigt sich das Drama: Da herrscht Rat- und Hilflosigkeit, die Menschen kommen nicht hinauf."

Breite Unterstützung

Auch City-Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) fordert: "Dieser zweite Aufzug ist dringend notwendig. Ich fordere die Stadtregierung daher mit Nachdruck auf, endlich die eigene Zusage umzusetzen, diese zwei Millionen Euro aufzustellen und den Lift freizugeben."

Die Neos fordern, "dass die rot-grüne Stadtregierung ihre Versprechen hält." ÖVP-Senioren- und Behindertensprecherin Ingrid Korosec sagt: "Es ist für eine Weltstadt schlichtweg peinlich, wenn Barrierefreiheit nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist."

Wiener Linien: "Wir investieren in Barrierefreiheit"

Die Wiener Linien erklären die Absage für den neuen Aufzug – er würde rund zwei Mio. Euro kosten: „Es gibt insgesamt vier Lifte in der Station, einer davon führt bis an die Oberfläche.“ Drei Lifte verbinden U1 und U3, der vierte bringt Öffi-Fahrgäste von der Station zum Stephansplatz hinauf. "Die Station ist barrierefrei. Es gibt neben den vier Liften auch noch neun Rolltreppen", betont Wiener Linien-Sprecher Answer Lang. "Wir können uns vorstellen, dass wir den Fokus darauf legen, dass die Lifte jenen zur Verfügung stehen, die sie brauchen", sagt Lang. Er betont: "Die Wiener Linien investieren etwa 100 Millionen Euro pro Jahr in barrierefreie Fahrzeuge." Und: "Es gibt keine einzige U-Bahn-Station, die nicht barrierefrei ist."

Volksanwaltschaft prüft jetzt

In den Fall schaltet sich jetzt sogar die Volksanwaltschaft ein, will sich mit Stadt Wien und den Wiener Linien in Verbindung setzen. "Es darf nicht sein, dass bestimmte Personengruppen lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen", sagt Volksanwalt Günther Kräuter.