Wien

Frida (21): "Pandemie trieb mich in die Isolation"

Die Pandemie drängte viele junge Frauen in die Isolation – auch Frida (21). Über den Verein Sprungbrett fand sie Perspektiven – und ihre Berufung.

Yvonne Mresch
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Sie zog sich während der Krise zurück. Über den Verein Sprungbrett fand Frida (21) neuen Lebensmut und einen Traumberuf.
Sie zog sich während der Krise zurück. Über den Verein Sprungbrett fand Frida (21) neuen Lebensmut und einen Traumberuf.
Sabine Hertel

Orientierungslosigkeit, Zukunftsängste und Depressionen: Immer mehr junge Frauen leiden unter psychischen Problemen, verstärkt durch die Folgen der Pandemie und anderen Krisen. Die Folge: Themen wie Schule, Ausbildung und Beruf treten in den Hintergrund. 

Depressionen, keine Tagesstruktur und die Frage nach dem "Warum?"

"Ich habe mich ständig gefragt: 'Warum mache ich das eigentlich'?", erinnert sich Frida an die Abendschule. Die 21-jährige hat schwere Jahre hinter sich, in denen sie mit psychischen Problemen, darunter Depressionen, kämpfte. Weil sie ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen konnte und mit der Tagesstruktur nicht klar kam, zog Frida in eine betreute Wohneinheit. Die junge Frau war alleine, hatte keine Perspektiven und verzweifelte zuletzt an der Pandemie: "Das Distance Learning machte alles schlimmer. Ich zog mich zurück, isolierte mich und hatte keine Motivation mehr", erinnert sie sich.

Hanke: "Wollen jungen Frauen aus der Vereinzelung heraushelfen"

Über ein Jugendcoaching kam die junge Frau schließlich zum Verein Sprungbrett. Seit 20 Jahren erhalten Mädchen dort Beratung und Unterstützung bei allen Fragen des Erwachsenwerdens. Neu gestartet ist im Herbst gemeinsam mit der Stadt Wien und dem Waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) das Projekt "Basis", das sich gezielt an 16-25-jährige richtet. "Wir wollen den jungen Frauen aus der Vereinzelung der Coronazeit heraushelfen, sie stärken, sodass sie wieder den Anschluss an eine Ausbildung oder einen Beruf finden. Gerade in so jungen Jahren ist es wichtig, rasch zu helfen", erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), der dem Verein gemeinsam mit Frauenstadträtin Kathrin Gáal (SPÖ) einen Besuch abstattete. "Mit diesem Projekt wollen wir betroffenen Mädchen und jungen Frauen ein Auffangnetz bieten und ihnen dabei helfen, ein selbstbestimmtes Berufsleben zu starten und ihre Zukunft aktiv und eigenständig zu gestalten. Wir wollen Mut machen", so Gáal. 500.000 Euro investiert die Stadt in das Projekt. 

Von der Orientierungslosigkeit zur Berufung

Für Frida war das Projekt ein Rettungsanker: "Endlich habe ich mich zugehörig gefühlt und erkannt, dass es in Ordnung ist, nicht alles zu wissen." Die 21-jährige erhielt Anschluss, entkam der Isolation und fand durch wöchentliche Beratung mittlerweile ihre Berufung: "Ich habe beschlossen, Volksschullehrerin zu werden. Ich liebe Kinder und bin kreativ. Das passt gut", sagt sie stolz. Nach einem Praktikum an einer Schule will sie bald mit der Ausbildung starten. "Dank Sprungbrett habe ich jetzt endlich einen Plan, was ich mit meinem Leben machen soll", strahlt die junge Frau.

418 Beratungen haben seit Jänner 2022 im Rahmen des Projektes "Basis" bereits stattgefunden. Aktuell werden rund 40 junge Frauen betreut – mit dem Ziel, Zukunftsperspektiven zu schaffen. Für Herbst ist eine Evaluation geplant, nach der beschlossen wird, ob es eine Fortsetzung geben wird. Mehr Infos finden Sie hier.

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