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Wir sind Regierung! Zadic lebt den Balkan-Dream

Heute Redaktion
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Die neue Regierung wurde angelobt, Kurz ist wieder Kanzler und die Grünen zum ersten Mal in einer Regierung. Die Balkan-Community ist aber nur an einer Person interessiert.

"Wir sind Regierung!" – Es würde nicht sonderlich überraschen, wenn bei der gestrigen Angelobung jeder Balkaner mit diesem Schlachtruf auf den Lippen grölend vor dem TV-Gerät gesessen ist. Natürlich mit Zadic-Fanschal um den Hals und einem Rakija-Shot auf Ex bei der Unterschrift. Meine Mama war jedenfalls eine davon. Ähnliche Stimmung wie bei der WM 2018.

Hui, das sind aber viele

Alma Zadic ist eine Premiere in Österreich. Vom Flüchtlingskind zur Justizministerin. Sowas hat es in dem Land bislang noch nicht gegeben und war eigentlich bis vor einigen Tagen gar nicht denkbar. Und nun steht unter ihrem Namen plötzlich der Zusatz "Justizministerin".

Über diesen Blog

Hallo und herzlich willkommen zu "Hajde", dem Balkan-Blog auf "Heute.at"! Unser Blogger ist zwischen Sarma und Wiener Schnitzeln aufgewachsen. Wie das so ist? Er verrät's euch in seinen Kolumnen. Übrigens: "Hajde" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Los geht's!"

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Knapp 300.000 Balkaner leben in Österreich. Das sind aber nur jene, die noch immer ihren serbischen, bosnischen oder kroatischen Pass haben. Wie ich schon in einem vorherigen Blog erklärte, bin ich einer von ihnen. Jene, die mittlerweile die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen haben, sind in der Zahl nicht miteinberechnet. Es dürfte also noch viel mehr Ex-Jugos in den neun Bundesländern geben.

Alma versteht uns

Eine richtige Repräsentation gab es im Parlament aber noch nicht. Klar, Strache hat immer wieder die Nähe zu den Serben in Wien gesucht. Und ein nicht geringer Anteil hat ihm bei den Wahlen auch seine Stimme geschenkt. Für die Community offen eingesetzt hat er sich aber nie.

Zugegeben: Alma Zadic wurde gerade erst einmal angelobt. Aber dennoch hat sie einen großen Schritt für uns Balkaner geleistet. Denn sie hat uns allen gezeigt, dass wir endlich auch in der "elitären Gesellschaft" angekommen sind. Denn die neue Justizministerin ist eine von uns. Die im bosnischen Tuzla geborene Zadic hielt bereits beim Bundeskongress der Grünen eine rührende Rede, mit der sich wohl die komplette Balkan-Community identifizieren konnte: "Ich habe es gelernt, zu kämpfen. Mein Leben war nicht immer einfach. Viele von euch wissen, dass ich damals, 1994, nach Österreich gekommen bin. Aus einem kriegsgebeutelten Land kommend, habe ich hier eine neue Heimat gefunden und wurde herzlich aufgenommen."

Wir sind nicht mehr nur Schwarzarbeiter

Jedoch war es auch nicht immer sonnig in Österreich. In den 90ern gab es einen Hype um FPÖ-Chef Jörg Haider. Im Jahr 2000 war er auch maßgeblich daran beteiligt, Schwarz-Blau auf Schiene zu bringen. Es ist kein Geheimnis, dass alle aus dem ehemaligen Jugoslawien Angst vor einer Abschiebung hatten. Mit der Zeit hat man uns Balkaner immer mehr und mehr akzeptiert. Trotzdem hatten wir weiterhin die Klischees der Gastarbeiter angeheftet gehabt. Das Bild der Ex-Jugoslawen war eng verbunden mit den Jobs der Putzfrau und dem Bauarbeiter, die womöglich sogar schwarz arbeiten.

Nun wurde aber fast schon eine neue Ära eingeläutet. Balkaner können nun auch einen Ministerposten in der Regierung erlangen. Und laut der neuen Justizministerin wird es einen Unterschied machen, dass es eine Ministerin gibt, die nicht in Österreich geboren ist. Für uns macht es auf jeden Fall schon einen Unterschied, dass es eine ist, die als Flüchtling aus dem Balkan nach Österreich kam. "Wir sind Regierung!"

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