Fussball

England-Klubs wollen Scheichs Geldhahn zudrehen

Nach Manchester City erwartet nun auch Newcastle den Geldregen von Scheichs. Die Premier-League-Rivalen wollen nun einschreiten.

Sebastian Klein
Teilen
Die Newcastle-Fans hießen die neuen Besitzer aus Saudi Arabien willkommen.
Die Newcastle-Fans hießen die neuen Besitzer aus Saudi Arabien willkommen.
imago images

Die reichsten Klub-Besitzer im Weltfußball sitzen nicht in Manchester oder Paris. Der Staatsfonds von Saudi-Arabien hat vergangene Woche Newcastle United übernommen. Damit ist zu rechnen, dass der Premier-League-Nachzügler in den kommenden Transferfenstern auf Einkaufstour gehen wird.

Trainer Steve Bruce steht vor der Ablöse. Viele wechselwillige Stars aus den Top-5-Ligen werden bereits mit einem Wechsel in den hohen Norden Englands in Verbindung gebracht. Die Fans feiern die Übernahme. Am Sonntag hießen sie die neuen Besitzer beim Heimspiel gegen Tottenham willkommen. Die Spurs versalzten das Heim-Debüt, gewannen 3:2.

Bündnis gegen Newcastle

Die übrigen Premier-League-Klubs halten hingegen nicht viel von der Übernahme. Viele fürchten durch den Geldregen um ihre eigene Stellung. Die sogenannten Big Six (Liverpool, City, United, Chelsea, Arsenal, Tottenham) wollen die ohnehin schon hart umkämpften Europacup-Tickets und Titel nicht noch schwieriger gestalten. Die kleineren Klubs, speziell jene am Tabellenende, wollen nicht von einem Konkurrenten um den Klassenerhalt stehen gelassen werden.

So kommt es wenig überraschend, dass sich diese Woche die England-Klubs der höchsten Spielklasse auf ein Bündnis gegen Newcastle geeinigt haben. Freilich nicht mit diesem Namen. Sie haben sich auf eine vorübergehende Regelung verständigt, die Klubbesitzern verbietet, Sponsor-Verträge mit Unternehmen abzuschließen, die in Verbindung zu den Besitzern stehen.

Das berichtet der für gewöhnlich gut informierte "Guardian". Dabei sei gesagt, dass nur 18 der 19 Newcastle-Gegner für die neue Regelung gestimmt haben. Manchester City ist aus einleuchtenden Gründen dagegen. Auch der amtierende Meister schmeißt gerne auf dem Transfermarkt mit Geld um sich, das dem Vernehmen nach über Umwege vom Scheich kommt. Die Regelung hat also auch große Auswirkungen auf den derzeitigen Liga-Krösus, das Team von Startrainer Pep Guardiola.

Aber: Zunächst handelt es sich um eine befristete Lösung. Die 18 Klubs würden sich eine permanente Regelung wünschen. Noch ist aber offen, ob überhaupt die einmonatige Verschärfung halten wird. Die Premier League schweigt noch.

Englands Financial Fairplay

Warum es wichtig ist, woher das Geld kommt? In England gibt es eine Financial-Fairplay-Regel, die besagt, dass binnen drei Jahren immer nur rund 125 Millionen Euro mehr ausgegeben werden dürfen, als über Einnahmen des Klubs lukriert werden. "Geschenke" der Besitzer würden nicht dazu zählen. Schießt ein Unternehmen, das den Besitzern nahesteht, Geld in Form von Sponsoring zu, geht das sehr wohl. Zurück zum Beispiel City: Dort ist die Etihad-Fluglinie Hauptsponsor, auch Namensgeber des Stadions. Die Fluglinie gehört Abu Dhabi. Auch die Citizens stehen unter dem Einfluss des Emirats.

Kritik auch an den Kritikern

In England wird nun hitzig diskutiert. Wie ethisch ist der Einstieg von Superreichen? Besonders, wenn das Geld aus Ländern kommt, die wegen Menschenrechtsverletzungen und der Schädigung der Umwelt in der Kritik stehen. Wie ernst kann man Top-Klubs nehmen, die gegen die Scheich-Vereine mit dem Argument Fairplay vorgehen, wenn sie selbst vor wenigen Monaten eine Super League ausriefen, die ihnen einen monetären Wettbewerbsvorteil in der Premier League verschafft hätte (das Vorhaben ist vorerst gescheitert)? Fragen wie diese gilt es aktuell zu klären. Die Übernahme von Newcastle bewegt das Mutterland des Fußballs.

1/10
Gehe zur Galerie
    Cristiano Ronaldotrifft beim Manchester-United-Comeback.
    Cristiano Ronaldotrifft beim Manchester-United-Comeback.
    Imago Images
    Mehr zum Thema