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Enthüllt: Putin setzt in Europa Fake-Demonstranten ein

Eine großangelegte Recherche mehrerer europäischer Medienhäuser kommt zum Schluss, dass der Kreml Proteste in Europas Städten gezielt unterwandert. 

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Die Fotos zeigen angebliche ukrainische Demonstranten – ihre Plakate weisen die immer selben Parolen auf, die Stimmung gegen den Westen und seine Partner machen sollen. 
Die Fotos zeigen angebliche ukrainische Demonstranten – ihre Plakate weisen die immer selben Parolen auf, die Stimmung gegen den Westen und seine Partner machen sollen. 
Twitter: Le Monde

Demnach setzt Russland gezielt Personal und erhebliche Ressourcen ein, um das Narrativ an Demos zu seinem Vorteil zu ändern. Zu Propagandazwecken werden Demonstrationen in westlichen Großstädten unterwandert. Ziel sei unter anderem, Stimmung gegen die Ukraine zu machen oder den Nato-Beitritt Schwedens zu erschweren, ergab eine exklusive Recherche von "Süddeutscher Zeitung", "NDR", "WDR" und internationalen Partnern. Die Medien berufen sich dabei auf geleakte Unterlagen, die aus dem Sicherheitsapparat des Kreml stammen sollen.

Fake-Ukrainer und angebliche Erdogan-Gegner

Demnach simulieren kleine Gruppen in einer europäischen Großstadt zum Beispiel antitürkische Kundgebungen, geben sich dabei als Ukrainer aus und agitieren gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, um Propagandamaterial für Internetplattformen zu erzeugen.

Die Unterlagen wurden den Angaben zufolge dem Londoner Dossier Center zugespielt, einer Rechercheorganisation des Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski. Die Echtheit lässt sich von unabhängiger Seite nicht hundertprozentig überprüfen. Die darin genannten Links und Hinweise führen aber tatsächlich zu Demonstrationen, die so wie geschildert stattgefunden haben.

Russische Accounts verbreiteten die Propaganda weiter

Provokateure hätten zudem offenbar in mehreren Städten Demonstrationen zu anderen Themen wie Pflege, Rente oder Klima mit Propaganda unterwandert, die sich gegen die Unterstützung der Ukraine richtet. Auch diese Auftritte in Paris, Den Haag, Brüssel oder Madrid seien offenbar orchestriert gewesen, teilweise seien die identischen Plakate von denselben Menschen benutzt worden.

Fotos davon seien im Internet aufgetaucht und hätten den Eindruck einer breiten Stimmung gegen die Ukraine suggeriert, berichtete der Rechercheverbund. Die Verteilung des auf diese Weise produzierten Materials auf Facebook, Tiktok, Telegram oder Youtube sei hauptsächlich von drei Accounts aus St. Petersburg gesteuert worden.

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    "Stoppt den Krieg!" und "Putin entmachten!" stand auf zwei Demo-Schildern
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