Welt

Entsetzen nach Mord an 7-köpfiger kurdischer Familie

Die Ermordung von sieben Mitgliedern einer kurdischen Familie in der anatolischen Stadt Konya schlägt hohe Wellen. Weltweit gibt es Proteste.

20 Minuten
Teilen
1/5
Gehe zur Galerie
    Am Samstag fand in Istanbul eine Solidaritäts-Kundgebung statt.
    Am Samstag fand in Istanbul eine Solidaritäts-Kundgebung statt.
    AFP

    Ein tödlicher Angriff auf eine kurdische Familie schlägt in der Türkei und anderen Ländern hohe Wellen. Bewaffnete Angreifer drangen am Freitag in das Haus der Familie Dedeoglu nahe der Stadt Konya ein, töteten sieben Menschen und versuchten das Haus in Brand zu setzen. Menschenrechtler sprachen von einem rassistischen Verbrechen. Die Regierung in Ankara wies diese Darstellung als "Provokation" zurück.

    Die Mitglieder der Familie Dedeoglu waren bereits im Mai angegriffen und schwer verletzt worden. Eines der jetzt getöteten Familienmitglieder hatte der Nachrichtenwebsite "Gazete Duvar" vor wenigen Tagen gesagt, Nachbarn hätten die Familie bedroht und gesagt, sie würden "hier keine Kurden wohnen lassen". Die gesamte Familie fürchtete demnach um ihr Leben, zumal Polizei und Justiz nicht gegen die damaligen Angreifer vorgegangen seien.

    Der Anwalt der Familie, Abdurrahman Karabulut, sprach gegenüber dem Sender Arti TV von einem "absolut rassistischen Angriff". Die Behörden seien «mit dafür verantwortlich, was passiert ist». Die Vize-Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsverbands, Eren Keskin, schrieb auf Twitter, sie sei über die Drohungen gegen die Familie informiert gewesen: "Das jüngste Familienmitglied sagte mir: 'Wir haben große Angst'."

    Familienfehde als Hintergrund?

    Nach Angaben des türkischen Innenministers Süleyman Soylu steckte jedoch eine seit langem bestehende Feindschaft zwischen zwei Familien hinter dem Verbrechen. Die Morde als rassistische Tat zu bezeichnen, sei "eine Provokation", sagte er zu Reportern. "Dieser Anschlag hat nichts mit der türkisch-kurdischen Frage zu tun." Eine derartige Verbindung herzustellen, sei "genauso gefährlich wie der Anschlag selbst".

    Für die prokurdische Demokratische Volkspartei (HDP) passen die Morde hingegen ins Muster: "Wir haben in Konya ein schreckliches Beispiel für die rassistischen Angriffe erlebt, die es seit einiger Zeit gibt", erklärte der HDP-Vorsitzende Mithat Sancar. Er machte den "hasserfüllten und provokativen" Diskurs der Behörden mitverantwortlich für "dieses Massaker".

    Kundgebungen gegen die Gewalt

    In der Türkei haben sich in den vergangenen Wochen Übergriffe auf Kurden aus mutmaßlich rassistischen Motiven gehäuft. Vor anderthalb Wochen war in der Region Konya ein kurdischer Bauer von Angreifern getötet worden, die ihm zuvor laut Zeugenaussagen gedroht hatten, Kurden seien im Dorf nicht erwünscht. Die Präfektur von Konya hatte einen rassistischen Hintergrund zurückgewiesen und von einem Streit um Vieh und Land gesprochen.

    Am Samstag fanden in türkischen wie auch in deutschen und österreichischen Städten Kundgebungen statt, bei denen die Gewalt an Kurden angeprangert wurde.

    Mehr zum Thema