Wien

Lehrling als Schlampe bezeichnet – "Gewöhn’ dich daran"

Vom Chef betatscht und beschimpft wandte sich die junge Wienerin an die Wirtin. Doch statt zu helfen, nahm diese den Mann noch in Schutz.

Heute Redaktion
Ihr Chef betatschte die junge Kellnerin, nannte sie "Schlampe". Die Wirtin – seine Frau – nahm den Mann in Schutz.
Ihr Chef betatschte die junge Kellnerin, nannte sie "Schlampe". Die Wirtin – seine Frau – nahm den Mann in Schutz.
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Eine junge Auszubildende in einem Wiener Gasthaus wurde mehrfach von ihrem Vorgesetzten betatscht, am Po, am Oberschenkel. Sie musste sich anzügliche Bemerkungen anhören und wurde beleidigt.

Er hatte sie "Schlampe" genannt. Daraufhin ging die junge Frau zur Chefin. Die Chefin war die Ehefrau des Belästigers. Sie hörte sich die Beschwerde an. Ihr Tipp an sie macht sprachlos: "Du bist noch jung. An so etwas musst du dich gewöhnen."

Doch die junge Frau wollte sich nicht an derart unwürdiges Verhalten "gewöhnen" und suchte Hilfe bei der Arbeiterkammer (Prinz Eugen Straße 20-22, Wieden). Diese erstritt einen Schadensersatz für die junge Frau.

Zu sagen "gewöhn dich dran" geht gar nicht. Ludwig Dvořák, Bereichsleiter Arbeitsrechtliche Beratung bei der AK, findet: "Arbeitgeber müssen ihre Fürsorgepflicht stärker als bisher wahrnehmen und Arbeitnehmer:innen vor Übergriffen schützen." Es brauche endlich vorbeugende Maßnahmen und ein klares Prozedere, wer was zu tun hat, wenn es einen Fall von sexueller Belästigung gibt. Und es brauche vor allem rasch ein Schutzkonzept in der Gastronomie – da hier die Fälle von Übergriffen besonders dramatisch sind.

AK wartet auf Schutzkonzept – WK will kein "Husch Pfusch"

Ende 2022 hatte Peter Dobcak, der Gastronomie-Sprecher in der Wirtschaftskammer, versprochen, es werde an einem Sicherheitskonzept in der Gastro gearbeitet. Die AK allerdings bemängelt, dass bis heute davon noch nichts zu sehen sei. Dobcak verteidigt sich: "Wir wollen keine Huschpfusch-Lösung machen, sondern sind dabei, das Konzept zu entwickeln. Das wird ein Awareness-Konzept sein, wo wir die Unternehmerinnen befragen und aufmerksam machen, auf welche Schwerpunkte sie achten sollen", sagte er gegenüber "Wien heute". Für das Konzept sollen rund 9.000 Wiener Gastrobetriebe befragt werden.

Das scheint Dvorak von der Arbeiterkammer kaum ausreichend: "Es macht alles Sinn, was für mehr Aufklärung sorgt. Ich glaube aber, dass man darüber hinausgehen muss und dass man sich eben auch für die Betriebe gezielte Präventionskonzepte überlegen und anschauen muss – je nach Betriebsgröße". Sein Vorschlag: empfindliche Geldstrafen. Wenn ein Konzept fehlt, sollen Unternehmen einen Schadenersatz von 5.000 Euro zahlen.

Arbeitgeber schaffen kein sicheres Arbeitsumfeld

Den Großteil an Übergriffen erleben tatsächlich Frauen, circa 91 Prozent, so Bianca Schrittwieser, Abteilungsleiterin Arbeitsrecht bei der AK. Bei den Fällen, die die Arbeiterkammer vor Gericht brachte, ging es in 32 von 33 Fällen um Übergriffe an Frauen. Aber es gibt auch Männer, die davon betroffen sind. "Meist junge Burschen, die als Zivildiener von Klienten und Klientinnen, Patienten und Patientinnen belästigt werden."

27 Prozent der Frauen sagen laut Statistik Austria, sie haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Sicherheit am Arbeitsplatz heißt auch Schutz vor sexueller Belästigung. Doch eine Auswertung der Beratungs- und Vertretungsfälle der Arbeiterkammer Wien deutet darauf hin, dass zu viele Arbeitgeber ihrer Verpflichtung zur Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung nicht ausreichend nachkommen.

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