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Er zündete 102 Luxusautos an - 7 Jahre Haft!

Heute Redaktion
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Bild: DAPD

Nach einer beispiellosen Serie von Autobrandstiftungen in Berlin ist ein 28-Jähriger zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der damals arbeitslose Berliner hatte von Juni bis August vergangenen Jahres 102 überwiegend hochwertige Autos angezündet.

In drei Fällen griffen die Flammen auch auf Wohnhäuser über. Der Gesamtschaden liegt bei mehr als einer Million Euro. Das Motiv seien Frust und Geltungssucht gewesen, urteilte das Berliner Landgericht am Dienstag. Richterin Ruth Heinen sprach von "Taten mit hoher Sozialschädlichkeit". Der Angeklagte habe die Berliner in Sorge versetzt, ob ihr Auto als nächstes in Flammen stehen werde.



Berlin monatelang in Angst und Schrecken

Den schwersten Fall sah das Gericht beim Brand eines Einfamilienhauses mit einem Schaden von rund 180.000 Euro. Die Flammen eines an dem Haus geparkten Autos waren auf das Dach übergesprungen. Das Haus war zeitweise nicht bewohnbar. Der Angeklagte, ein schüchterner Mann mit schütteren Haaren und einem stets freundlichen Gesichtsausdruck, bereute die Taten zutiefst.

Er habe die Reichen mit ihren teuren Autos auch mal ärgern wollen, hatte der 28-Jährige zum Prozessauftakt gesagt. Dann bat er um Vergebung: "Ich habe die ganze Stadt Berlin, die ich liebe, über Monate in Angst und Schrecken versetzt." Der gelernte Maler und Lackierer trinkt nicht, nimmt keine Drogen und engagiert sich in einer Kirchengemeinde. Nie zuvor war er straffällig geworden.

"Frustabbau, Rekorde und Publicity" als Motive

"Die Taten sind unfassbar", urteilte das Gericht. Ein politisches Motiv schloss die Strafkammer aus. Arbeitslos, verschuldet und ohne Freundin kamen dem Mann die Autos zum Frustabbau gerade recht, erklärte das Gericht. "Es ging ihm aber auch um Rekorde und Publicity", sagte Richterin Heinen. Die ganze Stadt sprach über den 28-Jährigen.

Mit einer kleinen Handlung konnte er riesige Effekte erzielen. Der Angeklagte habe sich schlauer als die Polizei gefühlt. Ein Gutachter bescheinigte ihm volle Schuldfähigkeit. Ankläger Matthias Weidling hatte angesichts der zahlreichen Brandanschläge in der Hauptstadt acht Jahre Haft beantragt. Ohne das Geständnis des Angeklagten wäre das Strafmaß zweistellig ausgefallen, waren sich Gericht und Staatsanwaltschaft einig.

Festnahme dank "Kommissar Zufall"

Die Verteidigung hatte lediglich auf eine "gerechte Strafe" plädiert. Im vergangenen Jahr brannten in Berlin mehr als 700 Autos. Zusammen mit Verstärkung der Bundespolizei durchkämmten Polizisten die Straßen. "Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen", sagte Heinen. Bei der Festnahme des 28-Jährigen half im Oktober ein Zufall: Es gab Videoaufzeichnungen in einer U-Bahn vor und nach einem Brand.

Ein Beamter hatte den Angeklagten auf der Straße wiedererkannt. Die bisherigen Prozesse gegen Brandstifter endeten zumeist mit Bewährungsstrafen. Ein Fotograf mit Kontakten zur linken Szene wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

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