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Erdogan fragt Mädchen, ob es Märtyrerin werden will

Heute Redaktion
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Das Mädchen weinte die ganze Zeit über.
Das Mädchen weinte die ganze Zeit über.
Bild: Twitter

Der türkische Präsident hat eine flammende Rede für den Einsatz des Militärs in Afrin gehalten. Dabei soll er umstrittene Bemerkungen gemacht haben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat während einer Rede für Aufsehen gesorgt, als er auf einem Kongress seiner Partei AKP in Kahramanmaras ein Mädchen in Soldatenuniform auf die Bühne holte. Über seine umstrittenen Bemerkungen, die darauf folgten, haben die regierungskritischen türkische Zeitungen "Cumhuriyet" und "Haberdar" berichtet.

Erst habe er das Mädchen zurechtgewiesen, dass Soldaten nicht weinten. Nachdem er die türkische Flagge in der Brusttasche ihrer Uniform entdeckte, habe er gesagt: "Wenn es als Märtyrer fällt, werde sie auch – so Gott will – mit der Fahne zugedeckt." Beim Begräbnis gefallener Soldaten wird der Sarg traditionsgemäß mit einer Flagge der Landesfahne bedeckt. Wieso das Mädchen die ganze Zeit über weinte, ist unklar.

Angriff auf Afrin geht weiter – trotz Waffenruhe

Der Hauptfokus Erdogans Rede lag bei Afrin. Die türkische Regierung will die Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Afrin trotz der UN-Resolution für eine Waffenruhe in Syrien fortsetzen. Die Türkei begrüsse die Feuerpause als "Antwort auf die besorgniserregende humanitäre Lage" in Syrien, erklärte das Außenministerium in Ankara am Sonntag. Die Türkei werde jedoch weiterhin "entschlossen" gegen "terroristische Organisationen" kämpfen, die die "territoriale Unversehrtheit und politische Einheit Syriens bedrohen".

Der türkische Vize-Regierungschef Bekir Bozdag sagte im Fernsehen, der Einsatz gegen die von Ankara als "terroristisch" eingestuften kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Norden Syriens werde fortgesetzt. Die UN-Resolution vom Samstag habe keinerlei Auswirkungen auf die Offensive.

2020 Terroristen habe die Türkei bereits getötet

Ohne die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats zu erwähnen, schloss auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Abbruch des Militäreinsatzes aus. Dieser werde so lange fortgesetzt, bis "der letzte Terrorist vernichtet ist", sagte Erdogan in der südtürkischen Stadt Sanliurfa. Bislang habe die Türkei mehr als 2020 "Terroristen" bei dem Einsatz getötet, fügte er hinzu. Die Zahl ist für Medien nicht überprüfbar.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Samstag eine Resolution für eine einmonatige Waffenruhe in Syrien und für ein Ende der Belagerung der umkämpften Rebellenhochburg Ost-Ghuta verabschiedet. Von der Feuerpause ausgenommen ist jedoch der Beschuss von islamistischen Gruppen wie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und al-Qaida. Ankara betrachtet die Präsenz der YPG wegen deren Verbindungen zur in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung. Seit Januar geht die Türkei deshalb in der syrischen Region Afrin militärisch gegen die Kurdenmiliz vor. (red)