Welt

Erdogan-Vize: "Haben EU-Beitritt verdient"

Heute Redaktion
Teilen
Recep Akdag im Gespräch mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini
Recep Akdag im Gespräch mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini
Bild: picturedesk.com

Vize-Premierminister Recep Akdag ist der Meinung, die Türkei habe im Gegensatz zu Bosnien einen EU-Beitritt so rasch wie möglich, konkret 2023, verdient.

In einem Interview mit der deutschen Tageszeitung "Die Welt" sorgt der türkische Vize-Premierminister Recep Akdag für Verwunderung: "Ich denke, die Europäische Union verhält sich in der Frage der EU-Erweiterung komplett unfair. Die Türkei hat es verdient, der EU früher beizutreten als alle anderen Beitrittskandidaten."

Konkret meint er damit Bosnien-Herzegowina oder Albanien, bei denen im Gegensatz zur Türkei die Gespräche seitens der EU nicht auf Eis liegen. Doch Einwände, dass die Meinungsfreiheit in seinem Land stark eingeschränkt ist, Journalisten und andere Regierungskritiker verhaftet werden, lässt Akdag nicht gelten.

"Die Türkei hat einen Putschversuch hinter sich und wird regelmäßig von Terroristen angegriffen. Darum gibt es vorübergehend die Notstandsgesetze", sagt Akdag, und geht in die Offensive. "Wir sind enttäuscht von den Europäern. Wir erwarten, dass sie ihre Hausaufgaben machen. Wenn in einem europäischen Land ein Terroranschlag stattfindet, halten alle Länder zusammen und zeigen ihre Solidarität. Wir hatten im Juli 2016 einen Putschversuch, 251 Menschen sind in einer Nacht gestorben. Und viele dieser Putschisten befinden sich in europäischen Ländern, auch in Deutschland. Das ist inakzeptabel."

Was passiert mit Afrin

Als Ziel nennt Akdag einen Beitritt bis 2023: "Das ist ein symbolisches Datum, weil wir in fünf Jahren den 100. Geburtstag der türkischen Republik feiern."

Weiters erklärte Akdag, man habe nicht vor das kürzlich besetzte Kurdengebiet Afrin an die syrische Regierung zurückzugeben: "Es ist völlig unvorstellbar, dass wir Afrin an die Assad-Regierung zurückgeben. Das ist doch keine demokratische Regierung." Aber: "Wir wollen uns in Afrin nicht langfristig festsetzen."

(red)

Mehr zum Thema