Wien

Wienerin sagt "Du" zu Polizisten, kassiert 150 € Strafe

Der Freund einer Wienerin wurde in die Türkei abgeschoben, die 47-Jährige protestierte, duzte einen Beamten. Nun flatterte ihr eine Strafe ins Haus.

Yvonne Mresch
Die beiden waren ein glückliches Paar, nun sind sie zumindest räumlich getrennt. Eren ist wieder in der Türkei, seine Verlobte kämpft um ihn.
Die beiden waren ein glückliches Paar, nun sind sie zumindest räumlich getrennt. Eren ist wieder in der Türkei, seine Verlobte kämpft um ihn.
Privat/zVg

Matilda ist am Ende ihrer Kräfte. Monatelang kämpfte sie dafür, mit ihrem Verlobten Eren in Österreich leben zu dürfen, verhinderte sogar einen ersten Abschiebetermin – "Heute" berichtete. Doch am 10. August wurde der 23-Jährige schließlich von Beamten abgeholt und in die Türkei geflogen. "Ich habe nichts erfahren, hatte zunächst gar keinen Kontakt zu ihm", erzählt sie weinend.

"Na, Prinzessin"

Die Wienerin erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Polizei: "Auch mein Bekanntenkreis ist entsetzt. Viele meinen, ich sollte mich beschweren aber noch fehlt mir die Kraft." Gegenüber "Heute" erzählt sie, was passiert sein soll: "Als Eren 'abtransportiert' wurde, hat mich eine Polizistin mit 'Na, Prinzessin' angesprochen. Sie haben mich weggestoßen, mein neunjähriger Sohn war anwesend. Ich habe mein Handy genommen, um den Vater meines Sohnes zu verständigen, doch sie rissen es mir aus der Hand. Ich war noch im Bademantel und wollte mich umziehen. Zwei Beamte haben mich verfolgt und sich vor dem Schrankraum positioniert. Darauf war ich so wütend, dass ich mich vor ihnen umgezogen hab". 

1/4
Gehe zur Galerie
    Glückliche Zeiten: Eren (li.) lachend mit Schwester und Bruder.
    Glückliche Zeiten: Eren (li.) lachend mit Schwester und Bruder.
    Privat/zVg

    Strafe für "Entblößung" und Du-Wort

    Das Resultat: Matilda soll nun Strafe zahlen – wegen "Entblößung" und dem Ansprechen der Beamten per "Du", sowie aufgrund der Störung der ersten Abschiebung. "Als ich ihnen mein Handy wegnehmen wollte, haben sie mich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Mein Nachbar ist Polizist, ich wollte ihn in meiner Verzweiflung holen, das haben sie mir mit körperlichem Einsatz verwehrt. "Ich bin sprachlos, wie sie mit uns umgegangen sind. Ich bin österreichische Staatsbürgerin, sie verhielten sich, als wären wir wertlose Verbrecher. Getrennt wurde ich von Eren mit einem 'Gemma, Abmarsch'. Erens weinende Mutter wurde zurechtgewiesen: 'Ned jetzt hier an Zirkus veranstalten'. Die emotionale Abstumpfung der Beamten hat mich entsetzt. 'Hier geht's net um Menschlichkeit', wurde mir erklärt."

    Polizei verweist auf Ermittlungen

    Die zuständige Polizeidirektion verweist auf "Heute"-Anfrage auf das Bundesministerium für Inneres. Dort erklärt man, aufgrund laufender Ermittlungen keine Stellungnahme abgeben zu können. Matilda könne sich jedoch an die Beschwerdestelle wenden.

    Eren ist mittlerweile in der Türkei – in der Hoffnung, dass ihn die Behörden nicht aufsuchen. Seine Verlobte ist auf dem Weg zu ihm – man wolle einen Trauungstermin ausmachen und dann auf legalem Wege zurückkehren. "Viele Menschen erleben das, was Eren passiert ist, aber nur ein Bruchteil davon gelangt an die Öffentlichkeit", so Matilda. "Ich versuche jetzt erstmal zu verarbeiten, was passiert ist."

    1/57
    Gehe zur Galerie
      <strong>05.05.2024: Jetzt ist es fix – die "Excalibur City" hat ausgedient</strong>. Die "Excalibur City" präsentiert sich im neuen Look und wird zur "Family City". <a data-li-document-ref="120034884" href="https://www.heute.at/s/jetzt-ist-es-fix-die-excalibur-city-hat-ausgedient-120034884">Die Umbenennung war aber nicht ganz unumstritten.</a>
      05.05.2024: Jetzt ist es fix – die "Excalibur City" hat ausgedient. Die "Excalibur City" präsentiert sich im neuen Look und wird zur "Family City". Die Umbenennung war aber nicht ganz unumstritten.
      Philipp Enders
      Mehr zum Thema