Österreich

Erfolgreiche Rückkehr des Habichtskauzes

Heute Redaktion
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LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, die Rektorin der Vetmeduni Vienna Petra Winter, Projektleiter Richard Zink und Bürgermeister Alfred Riedl (Grafenwörth) gemeinsam mit einem Habichtskauz.
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, die Rektorin der Vetmeduni Vienna Petra Winter, Projektleiter Richard Zink und Bürgermeister Alfred Riedl (Grafenwörth) gemeinsam mit einem Habichtskauz.
Bild: NLK/Reinberger

In zehn Jahren wurden 332 nachgezüchtete Jungkäuze im Wienerwald und am Dürrenstein freigelassen. Aber: Die genetische Vielfalt der Population müsse erhöht werden.

Seit zehn Jahren bemühen sich Wissenschafter, den in Österreich ausgestorbenen Habichtskauz wieder anzusiedeln. 332 nachgezüchtete Jungkäuze wurden seit 2009 im Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein freigelassen und brüten seither auch schon wieder. Projektleiter Richard Zink sieht die Bestandsentwicklung "positiv", das Projekt aber "noch nicht am Ziel", wie er zur APA sagte.

Die letzten Habichtskäuze (Strix uralensis) sind Mitte des 20. Jahrhunderts aus Österreich verschwunden. Als Hauptursache gelten Abschüsse der Vögel. Zudem kam ihnen ihr bevorzugter Lebensraums abhanden: naturnahe Buchenmischwälder mit großen, alten Bäumen, wo sie in Baumhöhlen brüten.

2009 Wiederansiedlungsprojekt gestartet

2009 wurde ein Wiederansiedlungsprojekt an der Veterinärmedizinischen Universität Wien gestartet, dessen zehnjähriges Bestehen gestern, Montag, in der Außenstelle Seebarn der Österreichischen Vogelwarte gefeiert wurde. Seither wurden im Wienerwald 180 nachgezüchtete Habichtskäuze freigelassen, im Wildnisgebiet Dürrenstein 152.

Im Freiland, wo die Wissenschafter zahlreiche Nistkästen aufgehängt haben, gab es in dieser Zeit 62 erfolgreiche Bruten mit 175 flüggen Jungeulen. "Mit 2,82 Jungen pro erfolgreicher Brut liegen wir sehr gut", sagte Zink, der das Wiederansiedlungsprojekt seit Anfang an leitet. Er verweist auf Finnland mit besonders großen Habichtskauzvorkommen, wo die langjährige Reproduktionsrate bei 2,18 Jungen pro erfolgreicher Brut liegt. Laut einer Publikation aus Schweden sei mit einer positiven Bestandsentwicklung ab 2,15 Jungen zu rechnen. "Das ist ein Indiz, dass wir auf der sicheren Seite sind", so der Ornithologe.

Eine "minimale Population, die es brauchen würde, um den Bestand zu sichern, wären jeweils mindestens 30 Brutpaare im Wienerwald und am Dürrenstein", sagte Zink. Noch lässt sich aber nicht modellieren, wie sich der Bestand künftig entwickeln wird, dazu fehlen noch zahlreiche Informationen, vor allem Langzeitdaten.

Durchschnittsalter müsse erst bestimmt werden

Eine wesentliche, noch ungeklärte Frage sei etwa, wie alt die Tiere im Freiland werden. "Wir wissen durch jährliche Identifikation der Vögel mittels Ringablesungen und genetischen Fingerprint aus den Federn, dass wir Vögel aus der ersten Freilassungssaison haben, die also im 11. Lebensjahr sind und hoffentlich noch älter werden", sagte Zink. Um ein Durchschnittsalter zu bestimmen, brauche es aber eine langfristige Erfolgskontrolle.

Interessant sei auch wie oft die Vögel reproduzieren und wie viele Junge dabei überleben. Bisher sehe man, dass die Brutergebnisse von Jahr zu Jahr stark schwanken. Das liegt vor allem an der Samenmast der Bäume und der damit verbundenen Zahl an Mäusen, der bevorzugten Beute der Eulenvögel. Der Klimawandel wiederum spiele für die Intervalle der Samenmast eine wichtige Rolle.

Bei den Freilassungen konzentriert man sich laut Zink nun gezielt darum, im Freiland selten vertretene Blutlinien zu ergänzen, um die genetische Vielfalt zu erhöhen. Damit soll die Population widrige Situationen wie schneereiche Winter, Krankheiten, etc. bestmöglich abpuffern können.

"Es muss weitergehen"

"Wir haben bisher tolle Erfolge, aber man kann das Projekt noch nicht als erfolgreich abgeschlossen betrachten - es muss weitergehen", sagte Zink. Dreijährige Förderprojekte gibt es derzeit vom Land Niederösterreich und vom Land Wien, jeweils ko-finanziert von der EU.

Der Biologe ist sicher, dass ähnliche Artenschutzerfolge auch in den buchendominierten Gebieten Oberösterreichs z.B. im Nationalpark Kalkalpen erreichbar sind. Schließlich habe der Habichtskauz sein Hauptverbreitungsgebiet entlang des Buchenwaldgürtels an der Alpennordseite gehabt, und "je größer die Flächen sind, die wiederbesiedelt werden können, desto größer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit der wiederangesiedelten Population".

LH-Stellvertreter Pernkopf stolz auf Projekt

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf ist stolz auf das Best Practice-Projekt: „Das Naturland Niederösterreich unterstützt die Wiederansiedlung des Habichtskauzes seit der ersten Stunde. Finanzielle und strukturelle Unterstützung sind ein wesentlicher Baustein eines derartigen Vorhabens: Wir sind stolz auf die bisherigen Ergebnisse und hoffen auf eine weitere positive Entwicklung." Die Wiederansiedlung sei ein großer Schritt hin zu mehr Artenvielfalt in den Niederösterreichischen Wäldern, schlussfolgert Pernkopf.



Der Präsident des Österreichischen Gemeindebundes und Bürgermeister von Grafenwörth, Alfred Riedl, dankte den vielen Gemeinden und privaten Waldbesitzern, die zur Erhaltung naturnaher Wälder und somit zu geeignetem Lebensraum für den Habichtskauz beitragen.



Reale Chance auf langfristigen Bestand

Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni Vienna weiß, dass die Wiederansiedlung regional ausgestorbener Tiere ein komplexes Unterfangen ist und nur mit wissenschaftlicher Begleitung gelingen kann. Erfolgreiche Kooperationen wie diese mit dem Land Niederösterreich, bei denen die Öffentlichkeit aktiv in die Forschung eingebunden ist, werden in Zukunft immer wichtiger werden. Auf diesem Weg gelinge es, einem breiten Publikum den Erkenntnisgewinn universitärer Forschung näherzubringen.

(wes)