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Ergo: Nächste Runde im Bordell-Skandal

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Die Lustreise von Versicherungsvertretern der Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer (HMI) nach Budapest war offenbar nicht die einzige. Wie das Handelsblatt in seiner Donnerstagsausgabe unter Berufung auf die Ergo-Konzernrevision berichtet, durften die leistungsstärksten freien Vertreter der Hamburg-Mannheimer auf Konzernkosten ins Bordell auf Mallorca. Zudem seien Abteilungen der Konzerntochter in den Jahren 2009, 2010 und 2011 für mehrere Tage in einen Swingerclub auf Jamaika gereist.

Der Ergo-Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky hatte die Lustreise nach Budapest im Jahr 2007, für die 20 Prostituierte engagiert worden waren, bisher als Einzelfall bezeichnet. Die Konzernrevision berichtete dem Unternehmenschef laut Handelsblatt jedoch schon 2011 über einen vom damaligen Vertriebschef gesponserten Bordellbesuch 2005, der diesem später als Kosten für "Speisen und Getränke" erstattet worden sei.

Im Revisionsbericht von Juni 2011 heißt es demnach, aufgrund der vorliegenden Information sei es aus Sicht der Revision "wahrscheinlich, dass mit den eingereichten Bewirtungsbelegen über gesamt 2.428 Euro Aufwendungen für einen Nachtclub/Bordellbesuch finanziert wurden".

Im Revisionsbericht zur Jamaika-Reise 2010 steht laut Handelsblatt, die Reiseunterlagen seien im Voraus zur Genehmigung vorgelegt worden. Die Gesamtkosten hätten sich auf rund 75.000 Euro belaufen. "Die Hotelbeschreibung enthielt unseren Ermessens Hinweise auf die Ausrichtung des Hotels." Das Hotel Hedonismus II wirbt dem Bericht zufolge damit, "das berüchtigtste Hotel in der Welt für Singles und Paare ab 18 Jahren" zu sein.

Auf Anfrage des Handelsblatts teilte Ergo mit, die Fälle seien nicht mit der Budapest-Affäre vergleichbar. "Bei dezentral organisierten Reisen wurde unternehmensseitig nicht die Auswahl von Hotels oder inhaltliche Ausgestaltung der Reise geprüft". Die Jamaika-Reisen hätten unabhängige Vermittler in Eigenregie organisiert, sagte Ergo-Sprecher Alexander Becker der Nachrichtenagentur dpa. Dafür habe es Zuschüsse gegeben. Zur Mallorca-Reise sagte er: "Es gab seinerzeit Hinweise, dass nach dem Programm noch in ein Bordell eingeladen worden sein soll." Dies sei am Ende einer Untersuchung aber nicht eindeutig gewesen. "Wir konnten nicht aufklären, was dort passierte."

apa