Szene

Eric Clapton belohnt Fans mit "Wonderful Tonight"

Heute Redaktion
Teilen

Götter dürfen launisch sein. Übertrieben hatte es Gitarren-Messias Eric Clapton vor einer Woche in Glasgow, als er wegen einer Konzertunterbrechung aufgrund schlechten Sounds ausgepfiffen wurde. In der Wiener Stadthalle wurde am Donnerstagabend hingegen die Götterdämmerung abgesagt: Clapton hielt durch, Pfiffe waren lediglich auf die unbedingte Euphorie seiner Jüngerschaft zurückzuführen. Dafür bedankte sich Clapton mit "Wonderful Tonight", das eigentlich gar nicht bestandteil der Tour ist.

Götter dürfen launisch sein. Übertrieben hatte es vor einer Woche in Glasgow, als er wegen einer Konzertunterbrechung aufgrund schlechten Sounds ausgepfiffen wurde. In der Wiener Stadthalle wurde am Donnerstagabend hingegen die Götterdämmerung abgesagt: Clapton hielt durch, Pfiffe waren lediglich auf die unbedingte Euphorie seiner Jüngerschaft zurückzuführen. Dafür bedankte sich Clapton mit "Wonderful Tonight", das eigentlich gar nicht bestandteil der Tour ist.

Auch nach mehreren Jahrzehnten im Rock- und Blues-Olymp ist Clapton kein Mann großer Worte. Der einst auf britischen Wänden via Graffiti zertifizierte Gitarrengott ("Clapton is God") betritt die Bühne und spielt. Da und dort ein kleines, höfliches "Thank You", das war es schon mit der Publikumsumarmung. Der Rest ist Musik, in Claptons Fall selbstverständlich Blues bis Artverwandtes, wie es der Opener "Somebody's Knocking" und das folgende "Key To The Highway" vorgaben.

Mit dem aufgemotzten "Pretending" unternahm Clapton sogar einen Ausflug in seine weniger glorreiche 80er-Phase, mit Muddy Waters' "Hoochie Coochie Man" wurde es gleich wieder erdig. Erste richtige emotionale Höhepunkte lieferte aber der Akustik-Set inmitten der eineinhalbstündigen Show mit "Driftin' Blues" - und leider zugleich auch einen Tiefpunkt: Die zu laut dahinwabernde Keyboard-Wand bei "Tears in Heaven", die wohl eine Pedal Steel Guitar hätte imitieren sollen, geriet zur akustischen Nervenbelastung.

Zu wenig "Dreck" beim Auftritt  

Mit "Layla" folgte prompt die Versöhnung mit den Ohren. Die Fans nahmen Clapton ohnehin nichts übel, das streckenweise durch Überprofessionalismus glattgebügelte Programm, in dem kein Bandmitglied weniger glänzte als Clapton, hätte dennoch ein wenig mehr Dreck vertragen. Dass der Anteil an Vollblutmusikern im Publikum hoch gewesen sein muss, merkte man auch am Mitklatschen an den richtigen Stellen. Die Überzahl an Musterschülern schaffte es sogar, die wenigen Polka-Anflüge der Unbedarften zu unterbinden.

So viel Eifer muss belohnt werden: Mit der auf dieser Tour nur sehr selten zu hörenden Ballade "Wonderful Tonight". Robert Johnsons "Cross Road Blues" blies sogleich sämtliches Schmalz von der Bühne, "Cocaine" beendete die reguläre Show zur Zufriedenheit aller. Und bei der Zugabe, Joe Cockers "High Time We Went", durfte Organist Paul Carrack zum zweiten Mal an diesem Abend seine rauchige Stimme einsetzen.

Liebgewonnenes Manko in Sadthalle  

Orgiastische Bühnenerlebnisse sehen zwar anders aus, dennoch bewies Clapton mit seinem kontrollierten und zugleich emotionalen Spiel göttliche Selbstverständlichkeit und schaffte es sogar, trotz der schwierigen Soundverhältnisse in der Stadthalle auf der Bühne zu bleiben. Dieses in Wien schon fast lieb gewonnene Manko hatte tags zuvor bereits angeprangert. Aber bis zu einem möglichen Song Contest an diesem Ort bleibt ja genügend Zeit...

APA/Red.