Welt

Ermittler im Bhutto-Mordfall in Pakistan erschossen

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Reuters

Eine Woche vor der Parlamentswahl in Pakistan ist am Freitag jener Staatsanwalt getötet worden, der im Mordfall um Ex-Premierministerin Benazir Bhutto ermittelte.

Chaudhry Zulfiqar war auf dem Weg zum Anti-Terror-Gericht in der pakistanischen Garnisonsstadt Rawalpindi, als er erschossen wurde. Demnach eröffneten Unbekannte von einem Motorrad aus das Feuer, als er sich auf dem Weg von einer Moschee nach Hause befand. Der Staatsanwalt hatte im Mordfall Benazir Bhutto ermittelt.

Außerdem haben Unbekannte den Wahlkandidaten der ANP, Sadiq Zaman, sowie seinen sechsjährigen Sohn in Karachi nach einem Moscheebesuch erschossen.

Hausarrest über Musharraf

Der frühere Staatschef Musharraf soll für die Ermordung der Ex-Premierministerin verantwortlich sein. Im März kehrte er nach Pakistan zurück, um ein politisches Comeback zu starten. Die Justiz stellte ihn aber wegen Vergehen während seiner Amtszeit unter Hausarrest und verhängte ein lebenslanges Politikverbot.

Vor der Parlamentswahl am Samstag kommender Woche häufen sich in Pakistan Anschläge und gewaltsame Übergriffe. Seit dem 11. April kamen dabei mehr als 60 Menschen ums Leben. Ein Kandidat war bis Freitag nicht unter den Opfern. Für das von wechselnder Militärherrschaft geprägte Pakistan ist die Wahl eine Zäsur, weil erstmals nach einer vollen Legislaturperiode auf demokratischem Weg die politische Macht von einer Zivilregierung an die nächste übergeben werden dürfte.

Nächste Seite: die Ermordung Benazir Bhottos
Am 27. Dezember 2007 wurde die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto bei einer Schießerei und einem Bombenanschlag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi nahe Islamabad ermordet. Bhutto war von 1988 bis 1990 und von 1993 bis 1996 Premierministerin gewesen. Sie hatte schon fünf Anschläge auf ihr Leben überstanden.
Die damalige Regierung des Militärmachthabers Pervez Musharraf beschuldigte die Taliban und deren Anführer Baitullah Mehsud des Anschlags. Die Taliban wiesen das weit von sich.
2010 brachte das pakistanische Bundeskriminalamt FIA fünf Verdächtige, die in Verbindung zu Al-Kaida und den Taliban stehen sollen, vor Gericht. Im Februar 2012 teilte Innenminister Rehman Malik mit, dass es 16 Beschuldigte im Bhutto-Fall gebe, davon seien fünf verhaftet, sechs getötet und drei weitere noch auf freiem Fuß.
Seit Anfang 2011 wurde auch der 2008 abgetretene Musharraf als Komplize mit dem Anschlag in Verbindung gebracht. Ihm wurde zudem vorgeworfen, sich nicht ausreichend um den Personenschutz von Bhutto gekümmert zu haben. Der sich im Exil befindende Musharraf erschien nicht vor Gericht und galt daher seitdem als flüchtig.
Im März 2013 kehrte er nach Pakistan zurück und wurde kurz darauf im Zusammenhang mit dem Bhutto-Fall festgenommen, unter Hausarrest gestellt und vom Hauptermittler Chaudhry Zulfiqar verhört. Es wurde erwartet, dass Zulfiqar am 3. Mai eine Klage gegen Musharraf einreichen würde - auf dem Weg zum Gericht wurde der Chefermittler selbst zum Mordopfer.