Österreich

Ermittler: "Zwei Drittel aller Brände sind gelegt"

Heute Redaktion
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Brandermittler Armin Ortner hat während seiner Karriere schon viel gesehen und erlebt. Im Gespräch mit "Heute" teilte er seine Erfahrungen und sein Wissen.

Scherzhaft beschreibt Armin Ortner, Leiter der Brandermittler, seine Profession als "Dreck-Arbeit". Die Feuerspurenleser der Polizei sind dort, wo auch die Feuerwehr ist, wenn es gebrannt hat. Haben die Floriani-Jünger erst einmal das Feuer gelöscht, treten die "Ursachenermittler" auf den Plan.

Bei 1.000 bis 1.500 Fällen: Zwei Drittel Brandstiftung

"Schicht für Schicht, von außen nach innen, wühlen wir uns durch den Dreck bis wir wissen wie das Feuer entstanden ist", so Ortner. Und: Von 1.000 bis 1.500 jährlichen Fällen sind "zwei Drittel Brandstiftung", betont der erfahrene Brandermittler. "Die restlichen Fälle sind unterschiedlich. Das reicht von Fahrlässigkeit über Racheakte bis zu technischen Defekten. Beliebt sind auch Versicherungsbetrügereien."

Gefühl von Macht

Was das psychologische Hauptmotiv von Brandstiftern ist, vermochte der Brandermittler nicht zu sagen. In seiner langen Karriere erkannte er jedoch eine "ähnliche Mentalität". Wie sich diese äußert? "Es gibt ihnen ein gewisses Machtgefühl. Bei den Serientätern wird auch sicher eine Faszination für's Feuer da sein. Nicht zu vergessen: Medien schenken ihnen Aufmerksamkeit."

Suizidversuch mit Folgen und gescheiterte Geisterbeschwörungen

Während Armin Ortners langer Karriere – er ist immerhin seit 1991 als Brandermittler im Dienst – erlebte er die unterschiedlichsten Fälle. Viele waren tragisch, einige waren einfach nur kurios. Ein besonders skurriler Vorfall geschah heuer im September, als zwei Jugendliche bei ihrer Geisterbeschwörung in der Marx-Halle einen Brand auslösten: "Es hat einen Rumpler gemacht. Einer von ihnen erschreckte sich und stieß eine Gartenfackel mit leichtentzündlichem Öl um – die landete auf einem Stoffsofa. Wer weiß, vielleicht haben sie es wirklich geschafft, einen Geist herbeizurufen", scherzt der Brandexperte.

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Ein anderer Fall, den man bei der Polizei als Brandermittler nicht jeden Tag erlebt, war der Suizidversuch eines 19-Jährigen im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus, bei dem ein Teil des Hauses weggesprengt wurde: "Er manipulierte die Gasleitung, weil er sich durch das austretende Gas selbst das Leben nehmen wollte. Ihm war nicht klar, dass das so nicht funktioniert, wie er es geplant hatte. Bis das Gas hätte wirken sollen, zündete er sich eine Zigarette an und löste eine Gasexplosion aus."

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Alkohol & Zigaretten – leichtsinniger Mix

15 bis 20 Todesfälle passieren jährlich – heuer sind bereits 16 Menschen infolge eines Brandes ums Leben gekommen. Hauptproblem ist der leichtsinnige Umgang mit "Alkohol und Zigaretten", sagt Armin Ortner. Er befürchtet auch, dass die Zahl der Opfer nach oben gehen könnte: „Bald ist Weihnachten und das bleibt leider nicht ohne Unfälle."

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