Politik

Erster Studiogast trat im ORF mit Maske auf

Rotes-Kreuz-Chef Gerry Foitik musste sich im ORF gegen heftige Kritik an der Corona-Teststrategie wehren. Das tat er als erster Gast mit Maske.

Rene Findenig
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Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes und wichtiges Mitglied im Corona-Krisenstab der Regierung, trat mit Maske im ORF auf.
Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes und wichtiges Mitglied im Corona-Krisenstab der Regierung, trat mit Maske im ORF auf.
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Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes und wichtiges Mitglied im Corona-Krisenstab der Regierung, ist unter heftigen Beschusss geraten. Er schlug vor, die Testungen von Personen, die nachweislich engen Kontakt zu Infizierten hatten, zu reduzieren – und damit die Infektionszahlen zu drücken. Im europäischen Vergleich werden diese Personen tatsächlich oft nicht getestet, berichtet der "ORF".

Foitiks Auftritt bei Moderator Armin Wolf in der "ZiB 2" sorgte aber auch aus einem anderen Grund für Aufsehen: Er saß als erster Studiogast überhaupt mit Mund-Nasen-Schutz in der Sendung. Schon vor Sendungsbeginn hatte er Wolf erklärt, die Maske auch nicht während des Interviews abnehmen zu wollen: "Weil es klug ist, die Masken immer dann im Innenraum zu tragen, wenn man nicht alleine ist. Ich mach das auch aus Respekt Ihnen gegenüber, weil ich ja nicht weiß, ich fühl mich zwar gesund, aber vielleicht bin ich infiziert und damit ich Sie dann nicht anstecke", so Foitik zu Wolf.

Ob sich mit den neuen Corona-Verschärfungen der Bundesregierung nun Feste und Feiern in private Räume verlagern würden, wisse niemand so genau, so Foitik: "Tatsache ist, dass wir mit einer Erkrankung konfrontiert sind, die sich von Person zu Person überträgt. Das heißt, wenn man es schafft, Kontakte von Person zu Person zu reduzieren, dann schaffen wir es gemeinsam auch, diese Erkrankung nicht zu groß werden zu lassen." Wer sich nun im privaten Raum treffe, tue sich selbst nichts Gutes und anderen Menschen auch nicht. 

"Es geht jetzt darum, Kontakte, auf die man leicht verzichten kann, auf diese zu verzichten und Kontakte, die man unbedingt braucht, weil es beruflich wichtig ist, weil es sozial wichtig ist, weil es psychisch wichtig ist für einen, auch tatsächlich wahrzunehmen. man reduziert damit das Risiko", so der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes. Warum mit den Verschärfungen zwar in einem Lokal nur mehr sechs Leute an einem Tisch sitzen dürften, im Büro aber 30 oder mehr arbeiten dürften, wisse Foitik nicht: "Ich würde diesen Appell gerne richten: Arbeiten Sie so viel wie möglich und so viel wie verträglich ist zuhause, und wenn Sie in einem Großraumbüro mit 30 Menschen arbeiten, dann machen Sie es wie ich, tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz."

"Es ist sicher auch den Kindern lieber, dass sie einen regelmäßigen Unterricht genießen können, als dass alle paar Wochen sie womöglich in Quarantäne gehen müssen."

Eine von ihm vorgeschlagene Maskenpflicht in allen Bereichen, also auch in der Schule für Kinder, sah Foitik nicht übertrieben: "Die Alternative ist, so wie wir das heute auch schon erleben mussten, das ganze Schulen geschlossen werden, weil etwa vier Lehrkräfte krank werden. Es ist sicher auch den Kindern lieber, dass sie einen regelmäßigen Unterricht genießen können, als dass alle paar Wochen sie womöglich in Quarantäne gehen müssen." Wer sich nämlich längere Zeit in einem Klassenzimmer aufhalte, gelte als Kontaktperson 1 und müsse in Quarantäne, wenn ein Corona-Fall auftrete.

Corona sei "eine Krankheit, die nicht für alle gleich gefährlich ist. Es gibt Risikogruppen, die gefährdeter sind, es gibt Gruppen, die sind exponierter und daher öfter in Kontakt, aber natürlich gibt es Basishygienemaßnahmen, Alltaghygienemaßnahmen wie Händewaschen, Mund-Nasen-Schutz tragen, Abstand halten, Lüften, möglichst viel an die frische Luft gehen, Corona-App verwenden und viele andere". Die Maßnahmen würden niemanden massiv einschränken und seien leicht einhaltbar, würden aber viele Infektionen verhindern und zum Führen eines halbwegs normalen Lebens führen.

"Es gibt kein akzeptables Maß an Todesopfern, die wir, wenn wir sie vermeiden können, nicht vermeiden"

"Es gibt kein akzeptables Maß an Todesopfern, die wir, wenn wir sie vermeiden können, nicht vermeiden", so Foitik dazu, ob die Maßnahmken übertrieben seien. Bei einem kurzzeitigen Lockdown, um die Coronazahlen zu drücken und Reisewarnungen loszuwerden, sei fraglich, ob es wirke: Es würden sich bereits so viele Menschen an die Maßnahmen halten, das es fraglich sei, ob die Bereitschaft bei einem Lockdown aus beruflichen und privaten Gründen der Menschen so da wäre, noch weitere Einschränkungen einzuhalten.

"Dumm formuliert" und "verkürzt dargestellt" nannte Foitik den Ausschnitt aus dem Strategiepapier des Roten Kreuzes für den Corona-Krisenstab, in dem weniger Testungen vorgeschlagen werden, um die Wintersaison zu retten. Dafür entschuldigte er sich. "Ich bin Krisenmanager und kein Diplomat und quasi das Papier ist geschrieben worden für das Krisenmanagement", so Foitik. Es gehe auch gar nicht darum, generell weniger zu testen, sondern jene, die Kontaktperson 1 seien, aber selbst gesund seien. Egal ob positiv oder negativ getestet, die Personen müssten sowieso in Quarantäne bleiben, so Foitik. 

Übrigens: Im Netz löste Foitiks Maske beinahe mehr Reaktionen als seine Aussagen aus, von "Ich finde das toll" bis hin zu "Das Rote Kruez als Beiwagen türkiser Manipulationsstrategien" war dabei alles zu finden.

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