Ukraine

Erstes Foto von TV-Journalistin nach Live-Protest

Die Journalistin stürmte mit einem "Nein zum Krieg"-Plakat in eine Live-Sendung. Sie galt kurzzeitig als verschwunden. Jetzt gibt es ein erstes Foto. 

Heute Redaktion
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Kurz vor ihrer mutigen Aktion kündigte Journalistin Maria Ovsiannikova auf Social Media ihre Protestaktion an.
Kurz vor ihrer mutigen Aktion kündigte Journalistin Maria Ovsiannikova auf Social Media ihre Protestaktion an.
Marina Ovsyannikova via REUTERS

Die Frau, die im russischen Live-Fernsehen gegen den Ukraine-Krieg protestiert hat, ist laut EU-Angaben verschwunden. "Ihre Anwälte dürfen keinen Kontakt zu ihr aufnehmen", fügte der Sprecher des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell am Dienstag hinzu. Wie der US-Sender CNN nun vermeldet, ist die Frau wieder aufgetaucht. Ihr Anwalt hat ein Selfie mit ihr auf Telegram gepostet. Nach seinen Angaben befindet sich Maria Ovsiannikova in Moskau und wartet dort auf ihren Prozess.

 Alle Informationen zum Ukraine-Krieg findest du hier >>

Der Protest von gestern Abend sei das jüngste Beispiel einer mutigen Haltung, welche die Lügen und Propaganda des Kremls widerlege. Russlands Regierung setze ihre Unterdrückung der einheimischen Opposition und der friedliebenden Bevölkerung fort und verweigere ihnen Grundrechte wie die Meinungsfreiheit.

Unterbrechung der Hauptnachrichtensendung

Mit einem Protestplakat und lauten Rufen hatte eine Kriegsgegnerin im russischen Staatsfernsehen am Montag für eine Unterbrechung der abendlichen Hauptnachrichtensendung gesorgt. Während der Live-Übertragung sprang die Frau plötzlich hinter einer Nachrichtensprecherin ins Bild und hielt ein Schild mit der Aufschrift "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" hoch.

Dazu rief sie mehrmals laut: "Nein zum Krieg!" Anschließend brach die Übertragung ab und es wurden Bilder aus einem Krankenhaus gezeigt. In Russland ist es Medien verboten, den russischen Einmarsch in die Ukraine als "Krieg" oder "Invasion" zu benennen. Stattdessen ist offiziell von einer "militärischen Spezialoperation" die Rede.

Jetzt wurde Marina Ovsiannikova bereits von einem Moskauer Gericht verurteilt. Demnach soll sie "nur" eine Geldstrafe von rund 250 Euro erhalten. Dies ist sehr erstaunlich, denn das neue russischen Mediengesetz besagt, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorgesehen sind.

Ihr Anwalt Daniil Berman hatte eine Anklage auf Grundlage des neuen Mediengesetzes befürchtet, wie er der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag sagte. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Behörden daran ein Exempel statuieren, um andere Protestierende zum Schweigen zu bringen", sagte Berman. Er beklagte zudem, dass er zu seiner Mandantin keinen Zugang habe und nicht wisse, wo genau sie festgehalten wurde.

Der Russland-Experte Gerhard Mangott, der am Montag auch Gast in der ZIB2 war, warnt allerdings davor, über das milde Urteil zu jubeln. 

Die Geldstrafe für die Journalistin sei wegen Ihrer Videomitteilung verhängt worden. "Das Strafverfahren gegen sie wegen des Auftritts in der Nachrichtensendung bleibt davon unberührt", twitterte er. Das habe ihm ein Kontakt bei einer russischen Tageszeitung mitgeteilt, so Mangott.