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Erstes TV-Duell von Trump & Biden: Wer streitet besser?

Genau fünf Wochen vor der US-Präsidentenwahl liefern sich Donald Trump und Joe Biden in der Nacht auf Mittwoch das erste von drei TV-Duellen.

20 Minuten
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Joe Biden &amp; Donald Trump<br>
Joe Biden & Donald Trump
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Der Schlagabtausch vor einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen kann erheblich dazu beitragen, ob ein Bewerber seine Chancen auf einen Wahlsieg verbessert – oder verschlechtert. Es folgen einige Punkte, auf die bei der live ausgetragenen, auf 90 Minuten angesetzten Debatte in Cleveland zu achten sein wird.

NEUE STREITPUNKTE

Ein zentrales Thema könnte die Frage werden, ob Trump zusagt, im Fall einer Niederlage den Wahlausgang zu akzeptieren und einen friedlichen Machtübergang in Washington zu ermöglichen. Er selbst hat eine solche eindeutige Zusicherung bislang abgelehnt mit der Begründung, dass Wahlbetrug nicht auszuschließen sei, wenn die Amerikaner aus Angst vor einer Corona-Ansteckung verstärkt die Möglichkeit zur Briefwahl nutzten. Belege für diese Behauptung hat Trump nicht geliefert. Experten sehen kein erhöhtes Wahlfälschungsrisiko.

Ein Konfliktfeld könnte auch Trumps kürzliche Nominierung von Amy Coney Barrett für den vakanten Richterposten am Obersten Gerichtshof werden. Der Präsident will mit der Entscheidung seinen Rückhalt bei den christlich-konservativen Wählern stärken, bei denen Barrett hohes Ansehen genießt. Biden dürfte davor warnen, dass mit ihrer Berufung das konservative Übergewicht im Supreme Court auf Jahre hinweg zementiert würde und das Aus drohe für hart erkämpfte Errungenschaften wie die allgemeine Krankenversicherung und das Recht auf Abtreibung.

Neu aufgeflammt ist zudem die Kontroverse um Trumps Steuern. Laut "New York Times" hat Trump über Jahre hinweg keine oder nur sehr wenige Steuern gezahlt. Der Präsident hat das als völlige Fake News abgetan.

KRITISCHER MOMENT FÜR BIDEN

Für Biden bietet die Debatte Gelegenheit, sich einem breiten Publikum noch einmal neu vorzustellen. Wegen der Pandemie hielt er sich mit öffentlichen Auftritten in den vergangenen Monaten weitgehend zurück. Auch Interviews gab er nur wenige. Dadurch konnte er den Fokus auf Trump halten und dessen Amtsführung. Bei dem Duell wird es nun aber drauf ankommen, dass er seine eigene Agenda präsentiert – und dabei verbale Pannen wie Versprecher und Verwechselungen vermeidet, die ihm im Laufe seiner langen politischen Karriere immer wieder passierten und auf die Trump wiederholt abzielte.

Derzeit liegt Biden in landesweiten Umfragen vor Trump. Ein starkes Abschneiden beim TV-Duell könnte ihn weiter in Führung bringen, ein schwacher Auftritt das Rennen auf den Kopf stellen.

WIE REAGIERT TRUMP?

Konfrontiert mit der Corona-Statistik zu Infektionen und Todesfällen oder den Unruhen im Zusammenhang mit der Debatte über Rassismus und Polizeigewalt, dürfte Trump wie so oft die Schuld so ziemlich jedem zuschieben, nur nicht sich selbst. Biden hingegen wird versuchen, dem Publikum klarzumachen, dass Trump derjenige ist, der den Hut aufhat.

Meinungsforscher wie John Geer von der Vanderbilt University sind besonders gespannt, wie Trump auf unbequeme Fragen reagiert – nicht nur von Biden, sondern auch vom Moderator des Abends, Chris Wallace von Fox News.

DER MODERATOR

Der Lieblings-TV-Sender des US-Präsidenten ist bekanntlich Fox News. Kann ein Moderator des konservativen Senders in der Debatte überhaupt objektiv bleiben? Davon ist tatsächlich auszugehen, denn Chris Wallace ist nicht Sean Hannity. Hannity, ebenfalls Moderator bei Fox News, gehört dort zu den quotenstärksten Moderatoren. Er verunglimpft gern Trumps politischen Gegner und legt Fakten sehr großzügig aus. Beim US-Präsidenten ist er deshalb sehr beliebt. Von Chris Wallace kann man das nicht sagen: Der 72-Jährige ist ein Veteran im Business (er war in den 60er-Jahren etwa Assistent des legendären Journalisten Walter Cronkite) und bekannt für seine ausgeglichene Berichterstattung. Mit seiner unaufgeregten Art und den präzisen Nachfragen hat er Trump bereits bei früheren Interviews (siehe Video unten) ins Schwitzen gebracht. Kommt hinzu, dass Wallace Erfahrung hat bei den Wahlkampfdebatten. 2016 leitete er eines der Kampfgespräche zwischen Donald Trump und Hillary Clinton. Dabei nahm er beide gleichermaßen stark in die Zange, was ihm viel Lob und Anerkennung einbrachte.

DIE WAHRHEITSFRAGE

Trump hat nicht zuletzt bei seinen jüngsten Wahlkampfauftritten gezeigt, dass er zahlreiche Unwahrheiten loslassen kann. Dazu gehören Behauptungen, der US-Konjunktur sei es so gut wie nie gegangen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie oder dass das Virus weitgehend verschwunden sei.

Biden könnte hier als eine Art Echtzeit-Faktenchecker dazwischengehen. Doch Beobachter warnen davor, dies zu beharrlich zu tun, da er sonst rasch als Besserwisser rüberkommen könnte. "Man muss sich auf seine eigene Agenda konzentrieren", sagt Debatten-Experte Aaron Kall von der University of Michigan.

"LÜGEN BEIM NAMEN NENNEN"

Trump ist bekannt dafür, auch direkt und beleidigend gegen Kontrahenten auszuteilen und diesen ins Wort zu fallen. Mehrfach hat er Bidens geistige Fitness infrage gestellt – und sein Wahlkampfstab wird genau darauf achten, ob der 77-Jährige etwa durch Unsicherheiten oder zögerliche Antworten Vorlagen liefert, die sich anschließend in Online-Videos ausschlachten lassen. Experte Geer rät dazu, Lügen beim Namen zu nennen, auf persönliche Angriffe aber nicht einzugehen. Biden müsse weiterhin präsidial auftreten, "auch wenn etwas Schmutz auf seinem Sakko ist".

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20 Minuten / Reuters, gux
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