Österreich

Verurteilter Terrorist aus Wien bekommt Fußfessel

Heute Redaktion
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Eine elektronische Fußfessel. Symbolfoto.
Eine elektronische Fußfessel. Symbolfoto.
Bild: picturedesk.com

Premiere: Der 25-Jährige ist der erste Terrorist, dem eine Fußfessel gewährt wird. Er darf seine Haftstrafe im Haus seiner Eltern absitzen und sogar arbeiten gehen.

Drei Jahre unbedingte Haft wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. So lautete Anfang 2017 das Urteil des Wiener Landesgerichts gegen einen gebürtigen Pakistani, der nach seiner Radikalisierung nach Syrien gereist war. Obwohl er erst etwa die Hälfte seiner Strafe abgesessen hat, darf der 25-Jährige schon nächste Woche das Gefängnis verlassen. Das berichtet der "Kurier" am heutigen Donnerstag.

Denn der verhinderte IS-Kämpfer wollte offenbar die letzten vier Monate – der nächste Termin für eine vorzeitige Entlassung ist am 26. Juli – seiner Haftstrafe unter Hausarrest verbüßen. Diese Bitte wurde zwar von der Leitung der Justizanstalt abgewiesen, doch der Bewährungshilfeverein "Neustart", dem auch die Risikobewertung obliegt, hatte sich im Falle des jungen Mannes für die Fußfessel ausgesprochen, heißt es in dem Bericht weiter.

An türkisch-syrischer Grenze abgefangen

Der Rechtsanwalt des gebürtigen Pakistani legte Beschwerde gegen den abgewiesenen Antrag ein und hatte offenbar Erfolg. Der 25-Jährige darf wieder bei seinen Eltern und Geschwistern einziehen und auch in der Küche einer Wiener Pizzeria arbeiten. Im selben Restaurant ist auch sein Vater tätig.

Der Verurteilte war bereits im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern nach Wien gekommen und hatte sich in Wiener Moscheen radikalisiert, bis er schließlich seinen Job bei einer Security-Firma hinschmiss und begann, in einem Park in der Donaustadt zu predigen sowie den Koran zu verteilen. Im Juli 2016 wurde der Muslim an der türkisch-syrischen Grenze aufgegriffen als er gerade in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land einreisen wollte. Er wurde nach Österreich abgeschoben und später verurteilt. Der 25-Jährige habe sich der Terrormiliz Islamischer Staat anschließen und an ihrer Seite in den Krieg ziehen wollen, glaubte zumindest das Gericht und schickte ihn ins Gefängnis.

Moschee-Besuche nur noch in Begleitung

Er selbst behauptet, er habe nicht kämpfen, sondern nur für die Armen in Syrien kochen wollen. Seine Reise habe er mittlerweile als Fehler bezeichnet und sei froh, dass er gestoppt wurde, so der Verein "Neustart". Auch habe sich der junge Mann vom IS abgewandt. Seitens des Gerichts ist man sich da offenbar nicht ganz so sicher: Es stehe fest, dass eine "klare Verantwortungsübernahme noch nicht stattgefunden hat", heißt es im "Kurier". Deshalb soll der 25-Jährige vom Deradikalisierungsverein "DERAD" laufend betreut werden.

Während des Hausarrestes muss sich der Verurteilte an einen strikten Wochenplan halten. Moschee-Besuche sind darauf nicht zu finden, können ihm unter dem Aspekt der freien Religionsausübung aber auch nicht untersagt werden. Jedoch müsste der (ehemalige) IS-Anhänger dabei von einem "DERAD"-Mitarbeiter begleitet werden. (red)