Österreich

Erzdiözese Wien erfindet Reisealtar

Heute Redaktion
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Eine bevorstehende Wallfahrt mit einem Kreuzfahrtsschiff hat die Erzdiözese Wien erfinderisch gemacht: Für die Fahrt durch die Ägäis im April wurde ein Reisealtar entwickelt, der innerhalb weniger Minuten auf- und wieder abgebaut werden kann. Martin Sindelar, Zeremoniär von Kardinal Christoph Schönborn, spielt auch mit dem Gedanken, das Konstrukt aus Aluminium und Glas patentieren zu lassen.

Fünf Aluminiumkoffer und drei Taschen beherbergen den Reisealtar, den Sindelar für die Wallfahrt zu den Stationen des Apostels Paulus in der Ägäis persönlich gestaltet hat. Einmal ausgepackt und zusammengebaut ergibt sich ein schlichtes sowie stilvolles Konstrukt, bestehend aus drei Glasplatten und einem vernetzten Metallgestänge. Selbst die elektrischen Kerzen sind durchdesignt, zusätzlich wird unter die Glasplatte eine alte Reliquie aus der Erzdiözese geschoben. "Ein alter Brauch", wie Sindelar, der auch das Liturgie-Referat der Erzdiözese leitet, sagt.

Aufbau in fünf bis zehn Minuten

Der Aufbau muss rasch gehen, fünf bis zehn Minuten hat sich das Team vorgenommen. Denn die täglichen Gottesdienste finden etwa auf der Tanzfläche der MSC Armonica statt, die rund 500 Wallfahrer aus der Erzdiözese mischen sich dabei unter die übrigen Touristen. Am 2. April geht die Reise in Venedig los, als Stationen angefahren werden unter anderem Thessaloniki, Izmir (mit einem Ausflug nach Ephesus), Patmos, Piraeus und Split.

"Für diese Art der Wallfahrt ist das etwas Neues", betont man auch in der Erzdiözese. Die Reederei kam den Gläubigen dabei in jeder Weise entgegen. So wird im "Business Center" des Schiffs eine Kapelle zur Einkehr eingerichtet. Und auch der eigene Messwein sowie Hostien dürfen - nach Verhandlungen - mit an Bord genommen werden. Zuerst gab es bedenken wegen der strengen Hygienevorschriften.

Für die Landausflüge wurde der Reisealtar flexibel gestaltet. So kann auch nur eine der drei Glasplatten verwendet werden. "Für die Bergmesse reicht ein Teil", beschreibt Sindelar sein "variables System". Zusätzlich zum Altar wurde im selben Stil ein Pult gestaltet. Und auch ein opulent gestaltetes Evangeliar, ein eigens für die Wallfahrt gestaltetes liturgisches Buch mit dem Text der vier Evangelien des Neuen Testaments, in dem sich die Wallfahrer eintragen können, befindet sich an Bord.

Die Idee war schon länger da

Bereits seit Jahren sei an die Konstruktion eines Reisealtars gedacht worden, erzählt Sindelar, die Wallfahrt habe nun den Ausschlag gegeben. Für ihn ist dieser auch "ein Zeichen in Richtung Mobilität" der Kirche, die vermehrt "hinausgehen" wolle. Damit dieser nach der Wallfahrt nicht verstaubt, soll er künftig auch anderen Gemeinden als Leihgabe zur Verfügung stehen.

Ein Patent auf den Altar dürfte auch nur eine Frage der Zeit sein. Dies gilt es noch mit jenem Handwerksbetrieb zu klären, der die Altarteile hergestellt hat. Sindelar: "Der Hersteller weiß noch nicht, was er gemacht hat."