Werden wir Menschen bald nicht mehr gebraucht werden? Wie weit ist die Robotik bereits fortgeschritten? Gerade wurde der Dokumentarfilm „Robolove“, der mögliche Zukunftsvisionen sichtbar macht, in Wien vorgestellt.
Nach der Filmpremiere gab es eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Langen Nacht der Forschung. Regisseurin Maria Arlamovsky, Soziologin Laura Wiesböck und die Leiterin des Fachbereichs für Genderkompetenz an der TU Wien, Brigitte Ratzer unterhielten sich über die Inhalte des Films.
Mit ihrer Vision gelingt der Regisseurin eine beruhigende Vorstellung von der nahen Zukunft. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass Menschen bald austauschbar sind. Der rasante Fortschritt der letzten Jahrzehnte sei nicht mit jenem gerade auf dem Feld der Robotik stattfindenden zu vergleichen. Dieser sei bei weitem langsamer und überschaubarer.
„Wenn man davorsteht, muss man ganz schön lange warten, bis sie tatsächlich etwas machen. Dieser Magic Moment, auf den wir irgendwie alle gehofft haben, hat nicht stattgefunden. Hinter einer Roboterfrau standen oft vier bis sieben Männer, die versucht haben, sie zu bedienen,“ weiß Arlamovsky. Sie befasst sich unvoreingenommen mit Chancen und Risiken humanoider Robotik und setzt sich im Film mit der Vermenschlichung von Maschinen auseinander.
Diese zeigt sich auch in den Sexrobotor-Prototypen, die allesamt weiblich sind. Damit hat die Regisseurin einen Trend aus dem Alltag aufgenommen, wie sich an Siri und Alexa zeigt.
Vergewaltigungen können durch Sexrobotor laut der Soziologin nicht reduziert werden. „Sie beruhen auf dem patriarchalen System, dass man positive Erfahrungen mit Frauen macht. Real Dolls oder Sexroboter können keine Einwilligung geben und deshalb gibt es keinen Sex mit ihnen, das ist eine Vergewaltigung. Das wird aber in diesem patriarchalen System nicht so gesehen.“, erklärt Wiesböck.
Ratzer vermutet dahinter den Wunsch nach vereinfachter Kommunikation und Unterwürfigkeit: „In Bereichen, in denen es um Krieg oder Security geht, werden extrem maskuline Roboter gebaut. Geht es darum, mit Menschen zu agieren, fürchten wir uns vor Männern und da darf es dann eine Frau sein“. Es sei „ein Spiegelbild unserer Fantasien“.
Was tatsächlich bereits stattgefunden habe, sei eine Emotionalisierung von Maschinen. Wir bauen über das Kindchenschema zu unserem Staubsaugerroboter ein ähnliches Verhältnis auf wie zu unseren Haustieren. „Als Erstes bekommt der Roboter einen Namen und ist dann ein ‚er‘ oder eine ‚sie‘. Das hat den Status eines Haustiers. Wenn ein normaler Staubsauger kaputt ist, wollen wir einen neuen. Wenn ein Staubsaugerroboter kaputt ist, wollen wir ihn reparieren. Es ist wahnsinnig einfach, Menschen dazu zu bringen, Beziehungen zu Maschinen aufzubauen“. Gleich wie bei den Stimmen wirkt eine Vermenschlichung angenehm in einer Interaktion mit der Maschine.