Österreich

Es geht los! U-Bahn-Stars spielen am Westbahnhof

Jury und Online-Voting haben entschieden: Nach der Auswahl bespielen seit Donnerstag 15 Uhr 14 Sieger die U-Bahnstation am Westbahnhof.

Heute Redaktion
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Die ersten Interpreten von den insgesamt 14 Gewählten durften bereits am Vormittag mit Live-Performances beweisen, dass sie der Wahl würdig sind. Ebenfalls unter den Zusehern waren Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und "Wiener Linien"-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

Die 14 Besten werden sich einen Monat lang jeden Tag von 15 bis 23 Uhr abwechseln. Die Wiener Linien werden die nächsten vier Wochen aufmerksam beobachten, wie die musikalische Begleitung im großstädtischen Alltag beim Fahrgast-Publikum ankommt. Wenn das Feedback positiv ist, dann möchten die Verantwortlichen das Projekt im August weiter ausbauen. Neben Westbahnhof sollen weitere repräsentative U-Bahn-Stationen dazukommen. Unterstützt werden die Künstler vom Busker Festival für Straßenkunst.

Ein musikalischer Vorgeschmack

Es ging schon gut los – die Menschen blieben stehen und beklatschten die Auftritte. Musikalisch eingeweiht wurde das Projekt von unterschiedlichsten Genres.

Nana (Nathalie Forest) ist Singer-Songwriterin. Sie hat schon auf den Straßen von Porto und Paris gespielt. Nana geht quer durch die musikalische Welt und verleiht selbst oberflächlichem Bubblegum-Pop-Nummern bedächtige Erhabenheit.

Fischerman & Friends nennen sich "die älteste Boygroup von Wien". Die vier jung gebliebenen Alten spielen seit 1999 unaufgeregten Jazz. Vier entspannte Typen, die entspannten Jazz spielen: Im Hetzbetrieb des öffentlichen Verkehrs ein Moment der Entschleunigung. "Wir haben uns hier beworben, weil es vor ein paar Jahren Probleme gegeben hat, als einer von uns das spontan versucht hat", erzählten die Jazzmusiker scherzhaft.

Die Tenori Amici bedeuten Hochkultur. Seit zwölf Jahren schon als professionelle Sänger tätig, sind sie in der Welt der Oper und Operette Zuhause und geben gerne die bekanntesten Stücke zum Besten. Auf die Frage wo die Amicis am liebsten singen würden, antwortete Max Wilson Pereira: "In der Oper und der Wiener Stadthalle. Aber in der U-Bahn würde ich einen Ort bevorzugen, wo möglichst viele Menschen aus aller Welt aufeinander treffen". Sie erhielten den lautesten Applaus.

Rocky Leon & Knostel sind ein ungewöhnliches Duo, das Ukelele und und Freestyle Rap vermischt. Aus dem Stegreif interpretieren sie Klassiker aus unterschiedlichsten Musikrichtungen. Sie sind schon seit einem Jahr auf Wiens Straßen unterwegs.

Reaktion auf Kritik

Musiker wie Ernst Molden und David Stellener sowie Grüne Gemeinderat Martin Margulies kritisierten das Pilotprojekt, weil die Musiker für ihre Auftritte nicht bezahlt werden. Darauf haben die Wiener Linien reagiert. Singer-Songwriterin Nana sagte im Interview:"Die Wiener Linien bieten allen Musikern, die hier spielen ab September einen bezahlten Auftritt". Zur Bezahlung selbst äußerte sie sich nicht. Das wäre immerhin ein großer Unterschied zum Londoner-Vorbild, denn der Verdienst der lizensierten Musiker in Londoner Tubes besteht ausschließlich aus dem erspielten "Hutgeld."

Geschmacksfrage und Sicherheit

Stadträtin Sima persönlich mag "Gesang und Akkustikgitrre" am liebsten. Die Londoner Singer-Songwriter waren für sie der Anstoß für dieses Projekt. In der oft erwähnten Sicherheitsfrage bezieht sie sich auf das Subjektive Sicherheitsgefühl: "Die Musiker sollen dazu beitragen, dass die Station positiv belebt wird."

(bai)