Welt

Escortgirl in Haft will über Trump auspacken

Diese Geschichte ist komplex – und fast zu skurril, um wahr zu sein. Zumindest hat sie alle Zutaten, mit denen sonst nur Hollywood kocht.

Heute Redaktion
Teilen

Sie machte vor einigen Wochen weltweit Schlagzeilen, nachdem der russische Oppositionelle Alexei Nawalny eines ihrer Videos von einem zwielichtigen Treffen auf einer Jacht veröffentlicht hatte. Jetzt legt das Escortgirl Nastya Rybka nach – aus Thailand, wo sie seit Sonntag in Haft sitzt. Die Weißrussin appelliert an die USA: "Holt mich raus und ich erzähle euch alles über Donald Trump und seine Verbindungen zu Russland."

Schon die Vorgeschichte rund um Nastya Rybka – richtig heißt sie Anastasia Vaschukewitsch – hat es in sich. Die junge Dame teilt schon lange offensiv Fotos und Videos auf Instagram.

Anfang Jahr wurde Nawalny auf sie aufmerksam. Sein Interesse galt vor allem einem Instagram-Video, in dem sich Nastya Rybka an Bord einer Jacht an einen schwerreichen Aluminium-Industriellen kuschelt: Oleg Deripaska. Der Mann mit besten Kontakten zum Kreml hatte nebst den Escortgirls auch ein einflussreiches Mitglied der Putin-Regierung auf seine Jacht geladen: den russischen Vizepremier Sergej Prichodko.

Escortgirls als "Dessert" für einen Deal?"

Es war ein gefundenes Fressen für den Oppositionellen Nawalny, der genüsslich die pikante Nähe des Vizepremiers zum Oligarchen Deripaska anprangerte. Konkret warf der Putin-Kritiker dem Vizepremier vor, Schmiergelder von Deripaska angenommen zu haben. Die Escortgirls, so Nawalny, seien quasi das "Dessert" gewesen, um den Deal zu beschließen.

Die Affäre erhielt aber auch eine internationale Dimension: Nawalny legte in seinem Bericht nahe, dass Oligarch Deripaska und Vizepremier Prichodko die Verbindungsmänner zwischen dem Kreml und dem Wahlkampfteam von Donald Trump waren.

Aufregung hüben wie drüben

Beweise konnte Nawalny allerdings nicht vorlegen. Dennoch wurden die US-Medien hellhörig. Zu jenem Zeitpunkt stand längst fest, dass Trumps damaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort von eben diesem russischen Jacht-Oligarchen angestellt worden war, um die Interessen von Russlands Präsidenten Putin zu vertreten. Tatsächlich stand Manafort seit 2006 auf Deripaskas Gehaltsliste. Er soll bei dem Russen hoch verschuldet sein. Ob und was für weitreichende Gefälligkeiten dies nach sich zog, darüber lässt sich vortrefflich spekulieren.

Für einige Tage herrschte Aufregung hüben wie drüben. Escortgirl "Rybka" meldete sich aus Dubai und klagte, auf der Jacht sei es zu Gruppenvergewaltigungen gekommen. Das nahm sie später zurück, verlangte aber, dass Oligarch Deripaska sie heiraten solle, sonst gehe sie ins Fernsehen. Er wiederum drohte, die schöne Weißrussin und Nawalny zu verklagen.

Schließlich schritt die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor ein, sperrte zwischenzeitlich Nawalnys Website und untersagte russischen Medien, Nawalnys 25-minütigen Videobericht zu verbreiten.

Zum Sex-Workshop nach Pattaya

Es schien langsam Gras über die Sache zu wachsen – bis sich am Dienstag die junge Weißrussin mit einem dramatischen Aufruf zurückmeldete. Diesmal aus Thailand, wo sie mit neun Russen in Pattaya am Sonntag festgenommen wurde. Offenbar hatte Nastya Rybka dort mit ihren Landsleuten einen Sex-Workshop geleitet. Die thailändische Polizei wirft ihnen vor, sich nicht an Visaregelungen gehalten und keine Arbeitsbewilligungen eingeholt zu haben, wie thailändische Medien schreiben.

In einem Instagram-Video, das die junge Frau offenbar bei der Fahrt in einem Polizeiwagen zeigt, wendet sie sich an die US-Behörden und Medien: "Ich bin die einzige Zeugin und das fehlende Glied in der Verbindung zwischen Russland und den US-Wahlen – die lange Kette zwischen Deripaska, Prichodko, Manafort und Trump."

"Ich weiß viel"

Weiter erklärt das Escortgirl: "Im Austausch gegen Hilfe der US-Nachrichtendienste und eine Garantie für meine persönliche Sicherheit bin ich bereit, die nötigen Informationen nach Amerika, Europa oder in ein anderes Land zu liefern, das mich aus dem Thai-Gefängnis holt."

Sie sei auf Anweisung Russlands verhaftet worden, vermutet sie, weil man sie für das Skandalvideo auf der Jacht bestrafen wolle. Sie schließt dramatisch: "Ich weiß viel. Deswegen warte ich auf euer Angebot im Thai-Gefängnis."

Die im Video erwähnten Russen Deripaska und Prichodko haben sich zu den angedeuteten Vorwürfen bislang nicht geäußert, und das russische Außenministerium wollte gegenüber der "Washington Post" keinen Kommentar abgeben.

"Rettet mich vor Russland!"

Aus dem russischen Konsulat in Thailand hieß es, die zehn Russen würden vor Gericht gestellt und danach nach Russland ausgeliefert. Genau das befürchtet die inhaftierte Nastya Rybka. In Russland drohe ihr Haft oder sie werde umgebracht, meint sie auf Instagram und appelliert erneut: "Bitte, USA, rettet mich vor Russland!"

Nicht, dass diese Geschichte noch mehr Pfeffer bräuchte. Doch wie die "Washington Post" vermerkt, weilt derzeit einer der höchsten Sicherheitsmitarbeiter Russlands in Thailand: "Zufall oder nicht – Nikolai Patruschew, ehemaliger Direktor des russischen Geheimdienstes FSS, ist in Bangkok, wo er Gespräche zur Sicherheit russischer Touristen führt."

Der Videoappell des Escortgirls:

(gux)