Europol meldet einen besorgniserregenden Trend: Bereits 14-Jährige werden über soziale Medien dafür rekrutiert, Kokain-Pakete aus Hafencontainern zu holen, Sabotageakte und Cyberbetrug zu begehen. Auch für extreme Gewalttaten bis hin zum Auftragsmord werden sie mittlerweile eingesetzt.
"Die Rekrutierung jugendlicher Straftäter, einschließlich junger Heranwachsender und Kinder, in die schwere und organisierte Kriminalität und den Terrorismus ist kein neues Phänomen", so Europol. "Sie ist jedoch zunehmend zu einem Mittel geworden, mit dem sich kriminelle Netzwerke der Strafverfolgung und der Justiz entziehen."
Das organisierte Verbrechen nutzt das Internet nicht nur zur Kriminalisierung von Kindern. Besorgniserregend ist Europol zufolge auch, wie mit KI auch der sexuelle Missbrauch zunimmt. Fotos oder Filme würden verfälscht, Stimmen und Gesichter imitiert, Kinder erpresst.
Europol Fallbeispiel:
Im Januar 2025 wurden in den USA zwei Personen verhaftet, die einen gewalttätigen extremistischen Kinderausbeutungsring namens CVLT leiteten. Die Mitglieder der Onlinegruppe hatten sich Neonazismus, Nihilismus und Pädophilie auf die Fahnen geschrieben. Sie lockten Minderjährige an und zwangen sie zur Herstellung von sexuellem Material und Bildern von Selbstverletzungen. Mit den Aufnahmen erpressten sie die Kinder. Die Nötigung durch die CVLT-Mitglieder eskalierte bis zum Punkt, an dem sie Opfer drängten, sich per Video-Livestream zu töten. Die Gruppe missbrauchte weltweit mindestens 16 Minderjährige. "CVLT ist Teil eines größeren Netzwerks von gewalttätigen Extremisten und Kinderschändern, die in ähnlichen Online-Gemeinschaften aktiv sind", schreibt Europol.
Der alle vier Jahre erscheinende "Europäische Bericht zur Bewertung der Bedrohungslage durch die organisierte schwere Kriminalität" beschreibt detailliert mehrere bedenkliche Entwicklungen.
Er hält grundsätzlich fest: Das organisierte Verbrechen steht vor einem grundlegenden Wandel, vorangetrieben durch technologische Entwicklungen und geopolitische Spannungen.
Mittlerweile seien staatliche Akteure eine "Schattenallianz" mit organisierten kriminellen Banden in Europa eingegangen.
„"Kriminelle Netzwerke, die im Auftrag ausländischer Mächte arbeiten – das ist etwas Neues."“Magnus Brunner, EU-Kommissar
"Kriminelle Netzwerke, die im Auftrag ausländischer Mächte arbeiten – das ist etwas Neues", sagt der EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, bei der Vorstellung des Europol-Berichts.
"Manche Bedrohungen dringen in weniger als einer Sekunde als verschlüsselte Nachricht in unsere Union ein, etwa der Auftrag zur Ermordung eines rivalisierenden Drogenhändlers. Andere Bedrohungen kommen in ein paar Tagen, wie ein Bus voller Migranten, der von den Russen bezahlt wird."
Das Internet sei "das Rückgrat des organisierten Verbrechens", heißt es weiter im Bericht. Es werde für die Rekrutierung von Tätern für Cyberattacken und Auftragsmorde ebenso genutzt wie für die Beschaffung von Waffen, Geld und Technologie. "Verbrechen als Dienstleistung", nennen das die Europol-Experten.
Europol führt im Bedrohungsbericht 19 Fallbeispiele auf. Eine Auswahl davon gibt es in der Bildstrecke.