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EU-Justizkommissarin : "Verlasst Facebook!"

Heute Redaktion
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EU-Justizkommissarin Vera Jourova
EU-Justizkommissarin Vera Jourova
Bild: Reuters

Die Justizkommissarin der EU hat sich von Facebook gelöscht und möchte, dass es ihre möglichst viele gleichtun – und nicht nur Privatbürger sondern auch Politiker.

"Anfang 2015 habe ich mein Facebook-Konto geschlossen. Ich denke, dass meine Entscheidung richtig war", sagt EU-Justizkommissarin Vera Jourova in einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten". Der Hass im Netz sei vor allem in ihrem Heimatland Tschechien zu dieser Zeit aufgrund der Flüchtlingswelle und von Terroranschlägen sehr groß gewesen.

"Man wollte mich oft hängen, erschießen – alles was Sie sich vorstellen können. Ich mag Menschen und Gespräche sehr. Ich erhalte täglich Dutzende Mails und schreibe zurück. Das ist eine zivilisierte Kommunikation. Für mein Facebook-Konto traf das nicht zu", erklärt sie. Doch sie sieht es nicht als Niederlage vor ihren Kritikern.

"Anstatt den Hass zu löschen, habe ich mich selbst aus Facebook gelöscht."

"Ich kann ohne Facebook leben. Es war meine ganz persönliche Entscheidung. Anstatt den Hass zu löschen, habe ich mich selbst aus Facebook gelöscht", stellt sie klar. Und: "Ganz ehrlich: Ich wünschte, dass andere meinem Beispiel folgen würden. Wir sollten uns die Freiheit bewahren, wie weit wir uns dieser permanenten öffentlichen Kommunikation aussetzen. Vor allem wenn sie so verläuft. Das gilt auch für Politiker."

Jourova macht sich auch für eine stärkere Kontrolle von sozialen Medien aus: "Es ist offensichtlich, dass Unternehmen wie Facebook, die so großen Einfluss auf unser Leben haben, kontrolliert werden müssen. Künftig wird es größeren Druck und einige gesetzliche Auflagen für solche Kommunikations-Plattformen geben. Zurzeit gehen wir noch vorsichtig mit Regulierung um."

Eltern sind gefordert

Die genauen Pläne der EU möchte sie aber noch nicht verraten. Gleichzeitig betont sie aber, dass Verbote alleine nicht alles sind: "Die Leute sind besessen von Regulierungen und Verboten. Aber wir sollten nicht heuchlerisch sein und die Plattformen für alles verantwortlich machen. Inzwischen haben viele Kinder als Mutter Facebook und Instagram als Vater. Die Eltern müssen sich mehr um ihre Kinder kümmern und wissen, was sie machen."

Jourova nimmt vor allem Erwachsene in die Pflicht: "Ich weiß nicht, warum so viele Menschen auf Eilmeldungen schauen, die ihren Blutdruck hochtreiben. Ein Bürger zu sein bedeutet mehr, als nur ein Konsument zu sein. Es geht um Information, Bildung und die Unabhängigkeit von Medien. Wenn in manchen Ländern die Hälfte der Menschen Nachrichten nur noch über das Internet bezieht, ist das beunruhigend. Es gibt viel Arbeit zu tun, aber das ist unsere gemeinsame Verantwortung." (red)

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