Wirtschaft

EU-Rekordstrafe wegen Libor-Skandal

Heute Redaktion
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Wegen der Manipulation von Referenzzinssätzen bürdet die EU der Deutschen Bank und weiteren Instituten, wie Barclays, die Royal Bank of Scotland, Citigroup und JPMorgan Chase eine Rekordstrafe von 1,7 Mrd. Euro auf.

Wegen der Manipulation von Referenzzinssätzen bürdet die EU der Deutschen Bank und weiteren Instituten, wie Barclays, die Royal Bank of Scotland, Citigroup und JPMorgan Chase eine Rekordstrafe von 1,7 Mrd. Euro auf.  

Die Banken sollen sich bei Zinssätzen abgesprochen und sie dadurch manipuliert haben, etwa um Handelsgewinne einzustreichen. Diese Praktiken betrafen nach EU-Angaben den in London festgestellten Libor, sein Euro-Pendant Euribor und den japanischen Tibor. Die Referenzzinsen gelten als Basis für Finanzgeschäfte von Hunderten Billionen Dollar, zahlreiche Kredite sind daran gekoppelt. Nach dem Willen der Aufseher soll das System wegen der Manipulationen nun geändert werden.

Die Deutsche Bank lehnte am Dienstagabend eine Stellungnahme ab. Händlern der Geldhäuser wird vorgeworfen, die Zinssätze zu ihren Gunsten manipuliert zu haben, um Handelsgewinne einzustreichen.

Weiters wurde am Mittwoch bekannt, dass haben sollen.

Referenzsätze wie Libor und Euribor werden täglich ermittelt und sind die Grundlage für Finanzgeschäfte im Volumen von mehr als 500 Billionen Dollar. Sie beruhen auf Angaben der Banken über ihre Refinanzierungskosten. Das System soll nach dem Willen vieler Aufseher wegen der Manipulationen geändert werden.

In der Regel verhängt die Kommission bei Wettbewerbsverstößen ein Bußgeld, das ein Zehntel der Einnahmen eines Jahres erreichen kann. Im Euribor-Fall liegt es aber deutlich darunter, wie aus den Kreisen im November verlautete. Die Deutsche Bank kam 2012 auf Einnahmen von 33,7 Milliarden Euro. In den Skandal sollen mehr als ein Dutzend Banken verwickelt sein. Vor und während der Finanzkrise sollen Händler durch falsche Meldungen die Zinsen zu ihren Gunsten verzerrt haben - nicht nur um Handelsgewinne einzustreichen, sondern auch um ihr Institut besser aussehen zu lassen. Für die Ermittlung der sogenannten Benchmarks melden Banken, zu welchen Zinsen sie sich Geld leihen können. Aus diesen Daten werden Referenzsätze gebildet.

Der bekannteste und wichtigste Zinssatz ist der Libor (London Interbank Offered Rate). Seit der Gründung der Euro-Zone gibt es zudem den Euribor (Euro Interbank Offered Rate) für die Banken in der Währungsunion. Die Referenzzinssätze sind auch für private Kreditnehmer wichtig: In Europa haben nach Angaben der EU-Kommission 40 Prozent der Verbraucherkredite einen variablen Zinssatz. Weltweit wurden gegen die UBS, die Royal Bank of Scotland, Barclays, die niederländische Rabobank und den Broker Icap bereits Strafen mit der Gesamtsumme von 3,7 Milliarden Dollar (2,72 Mrd. Euro) wegen der Manipulationen verhängt. Gegen sieben Personen laufen Strafverfahren.

 

Die Deutsche Bank, die eigentlich einen "Kulturwandel" ausgerufen hatte, hat zurzeit juristischen Ärger ohne Ende. So steht Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen im Verdacht, im langjährigen Rechtsstreit des Instituts mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch vor Gericht gelogen zu haben. Für Sünden der Vergangenheit hat die Bank schon mehr als vier Milliarden Euro zur Seite gelegt. Im Skandal um manipulierte Referenzzinssätze droht einem Insider zufolge aus Brüssel eine Geldstrafe in dreistelliger Millionenhöhe.

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