Die horrenden Mengen an Kunststoff werden zu einem wachsenden Umweltproblem. Jeder Europäer verbraucht knapp 200 Plastikbeutel pro Jahr. Nun will die EU dagegen vorgehen. Geplant sei eine Reduktion um 80 Prozent, hieß es am Montag.
. Jeder Europäer verbraucht knapp 200 Plastikbeutel pro Jahr. Nun will die EU dagegen vorgehen. Geplant sei eine Reduktion um 80 Prozent, hieß es am Montag.
Die EU-28 sollen dazu verpflichtet werden, insbesondere den Verbrauch meist nur einmal verwendeter Sackerl aus leichtem Kunststoff zu reduzieren. Welche Maßnahmen gewählt werden, steht den einzelnen Staaten frei. "Jedes Jahr landen in Europa mehr als acht Milliarden Plastiksackerl auf dem Müll und verursachen enorme Umweltschäden", sagte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik am Montag in Brüssel.
Gleichzeitig plant die EU ein .
Der Entwurf des Vorschlags betrifft dabei zwei Punkte. Neben Abgaben und nationalen Reduktionszielen sollen auch Marktbeschränkungen erlaubt sein. Als Option sollen diese laut Positionspapier auch abweichend vom Artikel 18 der Verpackungsrichtlinie möglich sein. Dieser Artikel untersagt das Verbot von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen.
Ebenfalls sollen die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, Maßnahmen zu ergreifen, mit denen der Verbrauch von Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke unter 50 Mikron (1 Mikron = 1/1000 Millimeter) reduziert wird, da diese seltener wiederverwendet werden als Kunststofftaschen aus stärkerem Material. Derartige Gesetzgebungsverfahren, die bei einer Änderung der Richtlinie 94/62/EG notwendig wären, dauern in der Regel mehrere Monate, ein Beschluss vor der Europawahl im Mai 2014 könnte aber möglich sein, hieß es am Montag in EU-Parlamentskreisen in Brüssel.
Berlakovich: "Umweltsackerl" statt Plastiksackerl
Aus Österreich kommen positive Signale für die Plastiksackerl-Eindämmung, so auch von Umweltminister Niki Belakovich. "Jedes Plastiksackerl weniger ist ein Schritt hin zu mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit", sagte der Minister. "Das Ziel muss sein: Weg vom Plastiksackerl. Alternativen dazu gibt es bereits heute. Die Interessen der KonsumentInnen müssen berücksichtigt werden. Einkaufen mit einem Umweltsackerl statt einem Plastiksackerl ist die Devise", unterstrich der Umweltminister.
Österreich habe die Kommission bereits 2011 aufgefordert, gesamteuropäische Maßnahmen zu ergreifen, damit weniger Plastiktragetaschen verwendet werden, heißt es aus dem Umweltministerium. "Ich habe mich für eine Änderung der EU-Verpackungsrichtlinie eingesetzt, weil es eine europäische Lösung mit klaren Zielvorgaben braucht, die für alle Mitgliedsstaaten verpflichtend ist. Speziell in Ländern, die am Meer liegen, sind Plastiksackerl ein großes Problem. In Österreich macht der Anteil an allen Kunststofftragetaschen 0,01 Prozent aller Abfälle aus.
Auch Grüne und SPÖ treten für ein Verbot von Plastiksackerl ein. Während für die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner "die Zeit der Ausreden jetzt endgültig vorbei" ist, betonte die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) die "Überfälligkeit derartiger Möglichkeiten".
Andere Länder, andere Sitten
Jeder Europäer verbraucht laut EU-Kommission jährlich 198 Plastikbeutel, etwa 90 Prozent davon aus leichtem Material. Große Unterschiede gab es im Jahr 2010 beim jährlichen Verbrauch, der zwischen vier Taschen in Dänemark und Finnland und 466 Taschen in Polen, Portugal und in der Slowakei liegt, so die Schätzungen.
Müll im Meer
Viele der Sackerl landen später im Meer. Bis sie sich dort zersetzten, dauert es hunderte Jahre da. Bis dahin zerfallen sie in kleinste Teilchen und werden von Fischen oder anderen Meerestieren aufgenommen - und möglicherweise auch vom Menschen.
Gebühren oder Verbieten
Umweltkommissar Potocnik schlägt deshalb vor, dass die EU-Staaten sich eigene Ziele zur Verminderung des Verbrauchs leichter Plastiksackerl setzen. Außerdem sollen die Regierungen Sackerl auch ganz verbieten oder Gebühren erheben können.
Bisher dürfen die EU-Staaten Sackerl nicht untersagen. Das legt die "Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle" fest: "Die Mitgliedstaaten dürfen in ihrem Hoheitsgebiet das Inverkehrbringen von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen, nicht verbieten." Diesen Artikel 18 will Umweltkommissar Potocnik nun kippen. Für eine solche Gesetzesänderung bräuchte er aber die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments.