Wirtschaft

Euro-Rettungsschirm verlor Spitzenrating

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: DAPD

Nach den jüngsten Fortschritten bei der Griechenland-Hilfe muss Europa in der Schuldenkrise wieder einen Rückschlag hinnehmen: Die US-Ratingagentur Moody's hat dem Europäischen Rettungsschirm ESM die Bestnote für seine Kreditwürdigkeit entzogen.

Nach den jüngsten Fortschritten bei der Griechenland-Hilfe muss Europa in der Schuldenkrise wieder einen Rückschlag hinnehmen: Die US-Ratingagentur Moody's hat dem Europäischen Rettungsschirm ESM die Bestnote für seine Kreditwürdigkeit entzogen.

Zur Begründung für die Abwertung um eine Stufe führte die Agentur vor allem die Wirtschaftsprobleme Frankreichs an, das einer der wichtigsten Geldgeber des ESM sei. ESM-Chef Klaus Regling reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung von Moody's.

Die Agentur stufte den ESM von der Bestnote Aaa auf Aa1 herab. Zudem bewertete sie den Ausblick für den Rettungsschirm negativ - das bedeutet, dass die Ratingagentur die Note mittelfristig erneut absenken könnte. Auch der ESM-Vorgänger EFSF wurde "vorübergehend" von der Bestnote Aaa auf Aa1 herabgestuft. Von der Bewertung durch die Ratingagenturen hängt oft ab, zu welchen Konditionen Staaten oder Institutionen sich an den internationalen Finanzmärkten Geld besorgen können.

Frankreich wird die Schuld gegeben

Moody's begründete die Abwertung von ESM und EFSF vor allem mit der Bedeutung Frankreichs bei den Euro-Rettungsmaßnahmen. "Frankreich ist der zweitgrößte Unterstützer der beiden Finanzinstrumente", erklärte Moody's. Deren Kreditwürdigkeit hänge nun einmal von der Kreditwürdigkeit seiner wichtigsten Unterstützer ab. Es sei nicht mehr vollends sicher, dass Paris seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem ESM einhalten werde, erklärte Moody's. Der Anteil Frankreichs am ESM beträgt 20,4 Prozent. Wichtigstes Land ist Deutschland mit 27,1 Prozent, es führt weiter die Bestnote Aaa.

Moody's hatte Frankreich vor einer guten Woche ebenfalls von "Aaa" auf "Aa1" abgestuft. Das hatte die Ratingagentur damit begründet, dass sich Frankreichs langfristige wirtschaftliche Wachstumsaussichten eingetrübt hätten. Das Land habe an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, hatte Moody's geurteilt. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte Frankreich bereits im Jänner die Bestnote aberkannt.

"Schwer zu verstehen"  

"Moody's Rating-Entscheidung ist schwer zu verstehen", erklärte der Chef des Euro-Rettungsfonds Regling. Moody's verkenne den außergewöhnlich festen institutionellen Rahmen, die politische Rückendeckung sowie die starke Kapitalstruktur. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker stellte sich stellvertretend für die 17 Euroländer hinter ESM und EFSF - "politisch und finanziell".

Der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) ist der Nachfolger des zeitlich begrenzten Rettungsschirms EFSF. Der Krisenfonds gibt im Notfall an den Finanzmärkten Anleihen heraus, für welche die Euro-Länder garantieren. Diese Gelder werden dann als Kredite an bedürftige Staaten verzinst weitergegeben. Ein schlechteres Rating kann die Aufnahme von frischem Geld am Kapitalmarkt verteuern und erschweren.