Welt

Eurogruppen-Chef Dijsselbloem beleidigt Südländer

Heute Redaktion
14.09.2021, 00:56

Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat mit einer grenzwertigen Aussage über die südeuropäischen Länder für Empörung gesorgt. Die Aufregung geht so weit, dass Italiens Ex-Premier Matteo Renzi den Rücktritt des Niederländers fordert.

"In der Eurokrise haben sich die nördlichen Eurostaaten solidarisch mit den Krisenländern gezeigt. Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äußerst wichtig. Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten", sagte Dijsselbloem in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dann ließ er sich aber zu einem Spruch hinreißen, der für viel Wirbel sorgt.

"Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten. Dieses Prinzip gilt auf persönlicher, lokaler, nationaler und eben auch auf europäischer Ebene", wurde Dijsselbloem im am Montag erschienenen Interview zitiert.

Rücktrittsforderungen werden laut

Der italienische Ex-Premier Renzi ist erbost: "Dijsselbloem hat eine Gelegenheit zum Schweigen verpasst. Leute wie er verdienen nicht den Posten, den sie bekleiden. Je früher er zurücktritt, desto besser ist es für ihn, aber auch für die Glaubwürdigkeit der europäischen Institutionen", schrieb Renzi auf Facebook.

Kritik kam auch vom Chef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Gianni Pittella. Dijsselbloems Worte seien eine "Schande". "Ich begreife nicht, wie eine Person mit solchen Überzeugungen noch als fähig betrachtet wird, die Eurogruppe zu führen", protestierte Pittella. Der portugiesische Außenminister Augusto Santos Silva, bezeichnete die Äußerungen als "vollkommen inakzeptabel", er sei für seinen Posten nicht geeignet.

Dijsselbloem verweigert Entschuldigung

Bei seiner Anhörung im EU-Parlament forderte ihn ein Abgeordneter auf, sich für den Spruch zu entschuldigen. "Nein, sicherlich nicht", sagte Dijsselbloem. Der Niederländer ist bis 2018 als Eurogruppen-Cher gewählt. Doch da seine Partei in der Heimat verloren hat, wird er wohl nicht Finanzminister bleiben und sowieso als Europgruppenchef abtreten müssen.

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