Wirtschaft

Europas Börsen atmen nach Zypern-Rettung auf

Heute Redaktion
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Die Rettung Zyperns hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten in Kauflaune versetzt. Der deutsche Dax und EuroStoxx50 legten zu Wochenbeginn deutlich zu. Auch der heimische Leitindex ATX lag am Montag klar im Plus. Der Euro kletterte wieder über die 1,30-Dollar-Marke.

Die Regierung Zyperns und ihre Geldgeber haben sich Insbesondere Gläubiger und Kunden der beiden größten Banken sollen nun zur Sanierung des Landes und seiner Geldinstitute beitragen - nicht jedoch die Sparer mit Einlagen von bis zu 100.000 Euro.

Ein erstes Rettungspaket war wegen der umstrittenen Sonderabgabe auf Bankeinlagen in der vergangenen Woche vom Parlament in Zypern abgelehnt worden. Der Streit um die Zypern-Hilfen hatte die Indizes in der vergangenen Woche ins Minus gedrückt.

Börsen reagieren positiv

Der deutsche Dax stieg am Montag in der Spitze um 1,5 Prozent auf 8.030 Zähler, der EuroStoxx50 rückte um 1,7 Prozent vor und der Wiener ATX notierte zu Mittag um 1 Prozent über dem Wert vom Freitag.

Für die Finanztitel in Europa ging es nach dem Zypern-Deal bergauf: Der entsprechende Branchenindex für die Eurozone, der sehr sensibel auf Nachrichten rund um die Schuldenkrise reagiert, legte um 1,9 Prozent zu. Deutsche Bank und Commerzbank gewannen im Dax mehr als zwei Prozent. In Russland verbuchten die Finanztitel ebenfalls Kursgewinne. Die VTB und Sberbank rückten um 1,5 beziehungsweise 1,8 Prozent vor. An den vergangenen fünf Handelstagen hatten sie mehr als sieben beziehungsweise knapp fünf Prozent verloren. Investoren hatten die Finanztitel gleich reihenweise verkauft, weil sie die Konsequenzen der angedachten Zwangsabgabe auf Bankeinlagen fürchteten. Viele russische Banken sind stark in Zypern engagiert.

Lufthansa gewinnt deutlich

Deutlich im Plus waren im Dax - neben den Banktiteln - die Aktien der Deutschen Lufthansa. Die Analysten von Davy stuften die Titel auf "outperform" von "neutral" und erhöhten das Kursziel auf 20,70 Euro von 15 Euro. Zudem kündigte die Gewerkschaft Verdi an, im Tarifstreit mit der Airline auf Warnstreiks über die Osterfeiertage zu verzichten. Die Titel verteuerten sich um 2,4 Prozent auf 16,04 Euro.

Bei Bayer setzten Anleger dagegen auf mehr Umsatz durch die Zulassung des Krebsmedikaments Stivarga in Japan. Der Pharma- und Chemiekonzern traut der Arznei in der Behandlung von Darmkrebs und Gist - einer weiteren Tumorart des Verdauungstrakts - einen jährlichen weltweiten Spitzenumsatz von bis zu 500 Mio. Euro zu. Die Titel rückten um mehr als zwei Prozent vor.

Die Eurogruppe habe keine Zweifel daran gelassen, dass sie Zypern - wenn irgendwie möglich - in der Währungsunion halten möchte, urteilte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. "Damit setzt sie ein positives Zeichen für die Zukunft nach dem Motto: Wir sind bereit jedem zu helfen, der sich wirklich helfen lassen will." Zypern soll nun durch Kredite der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds in die Lage versetzt werden, bis 2020 etwa eine Schuldenquote von 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen.

Bankensektor aufgebläht

In Schieflage ist Zypern vor allem durch seinen überdimensionierten Banken-Sektor geraten, der spätestens seit dem Schuldenschnitt für Griechenland mit extremen Problemen kämpft. Ob die Banken am Dienstag wieder öffnen werden, war noch nicht sicher.