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Evakuierungs-Ultimatum für Gaza-Bewohner

Heute Redaktion
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Bild: OLIVER WEIKEN (EPA)

Die israelische Armee hat an die Bewohner des östlichen Viertels Shujaiyya in Gaza mittels Sprachmitteilung zum Verlassen ihrer Häuser bis 7.00 MESZ (8.00 Ortszeit) aufgefordert, "um ihr Leben in Sicherheit zu bringen". Das berichtete das Internetportral Ynet Mittwoch früh.

Die israelische Armee hat an die Bewohner des östlichen Viertels Shujaiyya in Gaza mittels Sprachmitteilung zum Verlassen ihrer Häuser bis 7.00 MESZ (8.00 Ortszeit) aufgefordert, "um ihr Leben in Sicherheit zu bringen". Das berichtete das Internetportral Ynet Mittwoch früh.

Aus Kreisen des Militärs verlautete, dass insgesamt 100.000 Bewohner des Gazastreifens Aufforderungen zur Evakuierung erhalten hätten. Offenbar steht auf den Gazastreifen bevor. Die israelische Luftwaffe hat bereits  in der Nacht zum Mittwoch die Wohnhäuser führender Mitglieder der radikalislamischen Hamas-Organisation im Gazastreifen angegriffen.

Im Haus des Hamas-Anführers Mahmoud al-Zahar im Westen der Stadt Gaza hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs keine Menschen aufgehalten, teilten Sicherheitskräfte und Augenzeugen mit. Den Augenzeugen zufolge landeten zwei Geschosse in Zahars Haus. Das vierstöckige Gebäude sei eingestürzt und eine benachbarte Moschee sowie andere Nachbarhäuser beschädigt worden.

Häuser in Schutt und Asche gelegt  

In West-Gaza wurde laut Augenzeugen auch das Haus des Hamas-Anführers Bassem Naim angegriffen. In Jabaliya im nördlichen Gazastreifen hätten Kampfflugzeuge das Haus von Ex-Gesundheitsminister Fathi Hammad und das Haus des Abgeordneten Ismail al-Ashkar angegriffen. Opfer wurden bei den Angriffen nicht gemeldet.

Dagegen wurden bei weiteren Luftangriffen am Mittwochmorgen im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben fünf Menschen getötet. Demnach erfolgten die Angriffe in den südlichen Städten Rafah und Khan Younis. Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes am 8. Juli stieg damit auf 202.

Hamas wird "hohen Preis zahlen"  

Am Dienstag hatte es kurzzeitig Hoffnungen auf eine Feuerpause gegeben: Israel akzeptierte den ägyptischen Vorschlag einer Waffenruhe und stellte seine Angriffe am Morgen ein. Nachdem es dann auf israelischer Seite das erste Todesopfer durch palästinensischen Raketenbeschuss gab, kündigte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu eine Intensivierung der Angriffe im Gazastreifen an. Die Hamas hatte den ägyptischen Vorschlag abgelehnt.

Netanyahu warf der Hamas am Dienstagabend vor, Israels einseitige Feuerpause zu ignorieren. Nun werde die Miliz dafür "einen hohen Preis bezahlen". UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief die Hamas auf, sich an die von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe zu halten. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas reist am Mittwoch nach Kairo, um doch noch eine Feuerpause zu vermitteln.

Bodentruppen stehen vor Einsatz  

Netanyahu ließ offen, ob nun israelische Bodentruppen in den Küstenstreifen am Mittelmeer einmarschieren. Dies fordert Außenminister Avigdor Lieberman, der als Scharfmacher im Kabinett gilt. "Wir wollen die Infrastruktur des Terrors zerstören. Daher kann man diese Militäraktion nicht nur aus der Luft betreiben", sagte er. Israelische Beobachter hielten es aber weiter für möglich, dass beide Seiten doch noch einen Waffenstillstand vereinbaren.

Inmitten . Das israelische Militär zählte bis zum späten Dienstagabend 141 Raketenabschüsse aus dem Gazastreifen.

Angriffe von beiden Seiten

Israel hat in den vergangenen sieben Tagen nach eigenen Angaben inzwischen 1576 Hamas-Ziele angegriffen. Die Hamas hat demnach wiederum mehr als 1000 Raketen auf Israel abgefeuert. Nur knapp 200 davon wurden vom israelischen Abwehrsystem abgefangen, die meisten übrigen schlugen in unbewohntem Gebiet ein. Inzwischen haben rund 10.800 Palästinenser in Gaza-Stadt aus Angst vor den Bombenangriffen Zuflucht in 16 Schulen des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) gesucht.

Weitere 7000 seien im Norden in fünf Unterkünften untergebracht, berichtete UNRWA-Sprecher Chris Gunness. Die Organisation verteilt nach eigenen Angaben täglich Essen an mehr als 830.000 Menschen, also knapp die Hälfte der Einwohner des Küstenstreifens. Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Burschen.