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Ewald Stadler ist Star in Russen-Propagandafilm

Heute Redaktion
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Bild: Ukraina.ru / Screenshot

"Rossija Segodnja" ("Russland heute") ist ein staatlicher, russischer Medienkonzern. Der neueste Streich des Unternehmens: Ukraina.ru, eine Webpage, die ein "Spiegel der russisch-ukrainischen Beziehungen" soll. Auf der Seite kann ein 24-Minuten-Propagandafilm bestaunt werden. Der Star: Österreichs EU-Parlamentarier Ewald Stadler, der den Russen erklärt, dass der Westen ihr Land aufteilen will.

, der in dem Video den Russen erklärt, dass der Westen ihr Land aufteilen will.

Das Filmchen wurde auf dem russischen Staatssender "Rossija 24" ausgestrahlt und ist jetzt auch im Nezt abrufbar. "Star" Ewald Stadler agierte im März schon als Wahlbeobachter beim umstrittenen Krim-Referendum und steht voll hinter den Ansichten des Kremls.

Ewald Stadlers Aussagen:


"Eine der grundlegenden Ideen des Westens ist es, Russland in mindestens drei Teile zu zerlegen"
Die NATO will Georgien und die Ukraine aufnehmen, um Russland zu umzingeln
Die aktuelle Situation sei ähnlich wie vor Beginn des Ersten Weltkrieges
Die USA will die Welt-Vorherrschaft: "Nur große Staaten wie Russland und China stehen Amerika dabei im Weg."
Kritik an der als extrem rechts bekannten ukrainischen Swoboda-Partei, die er als "faschistisch" bezeichnet ("Es ist ein Skandal, dass die EU mit diesen Menschen Verträge abschließt.")
Warnung an die Ukrainer, sich auf Versprechungen von USA, EU und Weltwährungsfonds nicht zu verlassen: "Diese Versprechungen werden nicht eingehalten, die EU schafft es auch nicht, die Krise in Griechenland zu überwinden."

Wer sich allerdings auf Stadlers Aussagen im O-Ton freut, wird enttäuscht: Stadlers deutscher Originalton ist nur im Hintergrund hörbar, er wurde russisch synchronisiert.

Die inhaltliche Verantwortung für die neue Internetseite trägt die Kiewer Journalistin Aljona Beresowskaja. Sie berichtete früher über Viktor Janukowitsch und galt als seine Vertraute. Ein Vollbetrieb des Portals ist für Mitte Juni angekündigt.

Österreich-Ungarn soll Russen Gehirnwäsche unterzogen haben

Beresowskaja erklärt den Zusehern, warum Österreich-Ungarn für die Vorfälle am Kiewer Maidan verantwortlich ist. Im Interniertenlager Graz-Thalerhof starben zwischen 1914 und 1917 knapp 1.800 sogenannten "Ruthenen". Diese Untertanen des Kaisers aus der heutigen Westukraine waren zuvor der "Russophilie" verdächtigt worden.

Beresowskajas schildert das drastischer: Thalerhof und ein Lager in Theresienstadt seien die allerschlimmsten von Dutzenden Konzentrationslagern auf dem Territorium der Monarchie gewesen, in denen gemordet worden sei und 120.000 Russen furchtbare Verletzungen erlitten hätten. Die Regisseurin klagt eine "unmenschliche und zynische Nationalitätenpolitik Österreich-Ungarns" an, in der "unbedeutende Zirkel einer ukrainefreundlichen Jugend und die dazugehörige Intelligenzija" unterstützt und finanziert worden seien: "Von Kindesbeinen an wurden sie einer Gehirnwäsche unterzogen."

Es folgen schwere Vorwürfe gegen jene Politiker des 20. Jahrhunderts, die wie Lenin und andere Bolschewiken Beiträge zur Ukrainisierung des späteren ukrainischen Staates geliefert hätten. Nach Szenen, in denen ein direkter Zusammenhang zwischen ukrainischen Kollaborateuren des Dritten Reichs und dem "Rechten Sektor" des Jahres 2014 hergestellt wird, kommt schließlich EU-Parlamentarier Ewald Stadler zu Wort - ausführlich und mehrmals.

Österreich-ungarische KZ zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Am Schluss tritt Beresowskaja gemeinsam mit "Grünen Männchen" (Pro-russischen Paramilitärs, Anm.) im Kriegshafen Sewastopol auf der Krim auf - stilgerecht als "Grüne Frau" und ebenso im grünen Tarnanzug. "Wir Russen werden unseren Glauben, unsere Sprache und unsere große Heimat nicht verraten." Dies sei in der polnischen Rzeczpospolita des 17. Jahrhunderts, in den österreich-ungarischen Konzentrationslagern zu Beginn des 20. Jahrhundert so gewesen und dies gelte auch derzeit.

Hier finden Sie den Film (auf Russisch):