Politik

Ex-Botschafter platzt bei Armin Wolf im ORF der Kragen

Ex-Botschafter Scherba sprach in der "Zeit im Bild 2" über das Treffen von Kanzler Nehammer mit Kreml-Chef Putin und sparte dabei nicht mit Kritik.

Andre Wilding
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Ex-Botschafter Oleksandr Scherba in der ZIB2.
Ex-Botschafter Oleksandr Scherba in der ZIB2.
Screenshot/ ORF

In der Nähe von Moskau hat am Montag das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zum Krieg in der Ukraine stattgefunden. Das Gespräch sei dabei "sehr direkt, offen und hart" gewesen, sagte Nehammer.

Österreichs Regierungschef habe die Kriegsverbrechen in Butscha und anderen Orten angesprochen und dabei betont, dass all jene, die dafür verantwortlich sind, auch zur Rechenschaft zu ziehen seien, so der Kanzler. Das Treffen in Putins Residenz dauerte etwa 75 Minuten. Eine Reaktion Putins gab es bisher nicht.

Ex-Botschafter von Nehammer enttäuscht

Reaktionen gibt es dafür von mehreren Experten und Diplomaten! Oleksandr Scherba, der von 2014 bis 2021 ukrainischer Botschafter in Wien war, war am Montag zu Gast in der "Zeit im Bild 2" und stand dabei Moderator Armin Wolf Rede und Antwort.

Und Scherba zeigt sich tief enttäuscht über den Besuch von Bundeskanzler Nehammer bei Russlands Präsident Putin. "Es war eine Enttäuschung und ist immer noch eine Enttäuschung. Wie Albert Einstein einmal sagte: ''Definierung des Wahnsinns ist immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu haben", so Scherba.

"Ich würde noch hinzufügen: 'Auch daran zu glauben, dass Putin nicht weiß, wie es um diesen Krieg steht und wie die Ukraine blutet.' Das Treffen sei laut dem Botschafter nicht ganz richtig gewesen. Aber warum sieht Scherba das Gespräch zwischen Nehammer und Putin eigentlich so kritisch?

Putin "ist der Verlierer des Krieges"

Der Experte erklärt: "Ich glaube, Putin weiß ganz genau, wie seine Propaganda diesen Besuch verkaufen wird. Nämlich, dass noch ein österreichischer Kanzler, noch ein Politiker aus dem Westen zu ihm kommt, um etwas mir (Anm. Putin), dem großen Strategen zu verkaufen."

Mittlerweile sei der Kreml-Chef aber kein großer Stratege! "Er ist der Verlierer dieses Krieges und er ist der blutverschmierte Diktator." Und dennoch würden immer noch Europäer zu ihm kommen.

Allerdings hätte Kanzler Nehammer Putin keinen Besuch abgestattet, hätte Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski etwas gegen das Treffen gehabt. "Warum sehen Sie diesen Besuch so viel kritischer als ihr Präsident?", wollte Armin Wolf von Scherba wissen.

"Das ist untragbar und unvorstellbar"

"Ich kann mir vorstellen, dass der Präsident mitten im Krieg und am Vorabend einer unglaublich großen Schlacht im Osten ein bisschen andere Sorgen hat. Was mein Problem ist: ich war derart beflügelt mit der Reaktion Österreichs und mit der Position Österreichs während dieses Krieges, mit diesem Mitgefühl!", erklärt der Ex-Botschafter.

Und auch mit dem Besuch in der Ukraine sei er beflügelt gewesen. "Ich hoffte insgeheim, dass der Kanzler Butscha besucht und dann zurück nach Österreich kommt und sagt: 'Wisst ihr Leute, das ist unerträglich, was ich dort gesehen habe und es ist nicht zu verantworten, dass wir seit Anfang dieses Krieges, dass wir als EU beinahe 40 Milliarden Euro Putin gegeben haben, um unter anderem diesen Krieg zu finanzieren.'"

Scherba hätte sich also ein Gas-Embargo erhofft und keinen Besuch in Moskau. "Absolut, das ist untragbar und unvorstellbar, dass dieser Schritt nicht gemacht wird, obwohl dieser Schritt einen Genozid, einen Völkermord in der Ukraine verhindern kann", erklärt der Ex-Botschafter.

"Eine moralische Katastrophe"

Alle Menschen würden weniger Leiden als die ukrainische Bevölkerung und das halbzerstörte Land, "das immer noch seinen Grund steht. Trotz all diesem Leiden. Österreich und viele Länder im Westen haben seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder gesagt: Never again!" Und jetzt passiere genau das.

"Was macht Österreich? Was macht Deutschland? Zählt, wie viel man für Gas einzahlt. Das ist eine moralische Katastrophe", stellt Scherba im Gespräch mit Armin Wolf klar.

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